Anzeige
CO2-Reduktion

„Die Industrie ist startbereit“

Wollen wir die notwendige Energiewende schaffen, braucht es eine deutliche Beschleunigung beim Ausbau der Energienetze und bei Investitionen in grüne Energie sowie eine Verkürzung der Genehmigungsverfahren.
Wollen wir die notwendige Energiewende schaffen, braucht es eine deutliche Beschleunigung beim Ausbau der Energienetze und bei Investitionen in grüne Energie sowie eine Verkürzung der Genehmigungsverfahren. (c) Harald Dostal
  • Drucken

CO2-Reduktion. IV OÖ-Vizepräsident Herbert Eibensteiner sieht die Industrie für die Erreichung der Klimaziele gut aufgestellt. Es besteht jedoch dringender Handlungsbedarf bei den Rahmenbedingungen.

Die heimische Industrie blickt mit Sorgen auf die Geschehnisse in der Ukraine. Der militärische Angriff Russlands hat eine humanitäre Katastrophe inmitten Europas ausgelöst. Auch die wirtschaftlichen Folgen, deren voller Umfang aus heutiger Sicht noch nicht einschätzbar sind, sind massiv. Ein von der Politik diskutiertes Embargo für russisches Gas würde vor allem die europäische Industrie zusätzlich massiv schädigen. „Gas ist für die Industrie der wichtigste Energieträger. Ein Gaslieferstopp durch Russland oder umgekehrt ein Gasembargo der EU hätte für die europäische Industrie fatale Folgen“, sagt Herbert Eibensteiner, Vizepräsident der IV Oberösterreich.

Der Manager ist sich sicher, dass die industrielle Produktion in weiten Bereichen Europas zum Stillstand kommen wird, wenn Europa auf russisches Erdgas verzichtet oder verzichten muss. „Und das nicht nur für wenige Monate. Produktionsstillstände – mit allen ihren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen – wären unvermeidbar und das würde auch eine Massenarbeitslosigkeit bedeuten.“

Erneuerbare Energie ausbauen

Aus Sicht der Industrie ist die Politik gefordert, kurzfristig bei Erdgaslieferungen zu diversifizieren. Mittel- und langfristig braucht es einen weitgehenden Ausstieg aus der fossilen Energie, wie es die österreichischen und europäischen Klimaziele vorsehen. „Wir müssen massiv in den Ausbau erneuerbarer Energien investieren, bürokratische Hemmnisse beseitigen und Flächen schnell bereitstellen. Keinesfalls darf es zu neuen Belastungen bei geplanten neuen energiepolitischen Gesetzesvorhaben kommen. Im Gegenteil, die Bundesregierung muss auf der Abgabenseite Entlastungen für die Industrie beschließen, wie z. B. die Strompreiskompensation, die bereits in vielen EU-Staaten besteht.“ Der IV OÖ-Vizepräsident betont weiter, dass es eine deutliche Beschleunigung beim Ausbau der Energienetze und bei Investitionen in grüne Energie bedarf. „Dazu braucht es wesentlich schnellere Genehmigungsverfahren.“

»„Die Erreichung der Klimaziele ist eine gesamtgesellschaftliche Mammutaufgabe.“«

Herbert Eibensteiner, Vizepräsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich

Fairer CO2-Grenzausgleich

„Die Industrie unterstützt den European Green Deal und steht hinter dem Ziel der Klimaneutralität bis 2050. Dafür braucht es allerdings treffsichere Instrumente zur Vermeidung der Verlagerung von CO2-Emissionen. So ist etwa bei der geplanten Reform des EU-Emissionshandels unbedingt auf Ausgewogenheit zu achten“, betont Eibensteiner. Ein zu rasches Ende der Freizuteilung von Emissionszertifikaten im Rahmen des Handelssystems ETS nach Einführung des CO2-Grenzausgleichmechanismus (Carbon Border Adjustment Mechanism) würde den bestehenden
Carbon-Leakage-Schutz senken und zu einer erheblichen Mehrbelastung für österreichische Unternehmen führen.

Zur Person

Herbert Eibensteiner, geboren 1963 in Linz, studierte Maschinenbau/Betriebswissenschaft an der TU Wien und absolvierte an der Linzer Management Akademie (LIMAK) eine postgraduale Ausbildung. Bereits 1989 begann seine Karriere bei der voestalpine als Betriebsingenieur. Seit 2012 ist er Vorstandsmitglied der voestalpine AG und seit 2019 Vorstandsvorsitzender. Er ist zudem IV OÖ-Vizepräsident.

Es ist mit höheren Preisen für die Güter Düngemittel, Zement, Stahl und Eisen sowie Aluminium zu rechnen. Dabei entsteht nicht nur eine direkte Kostenbelastung bei den genannten primär betroffenen Gütern, sondern auch eine indirekte Mehrbelastung für nachgelagerte Güter – bei gleichzeitig erhöhter Klimabelastung durch Produktionsverlagerung in weniger ambitionierte Regionen.

Besonders kritisch sieht der

IV OÖ-Vizepräsident, dass mit einem zu raschen Ende der ETS-Freizuteilung den Unternehmen, ausgerechnet in der für die ersten wesentlichen Schritte der Transformation wichtigen Zeit, Mittel entzogen werden würden, die für Transformationsprojekte fehlen.
Mammutaufgabe

„Europa steht vor der größten Transformation seiner Nachkriegsgeschichte“, betont der erfahrene Industriemanager.
„Die europäische Industrie hat bereits Pläne entwickelt, wie der CO2-Fußabdruck gesenkt werden kann. Wir sind startbereit. Aber die Erreichung der Klimaziele ist eine gesamtgesellschaftliche Mammutaufgabe und wird nur mit Kooperationen auf globaler, europäischer und nationaler Ebene erreicht werden können“, so der IV OÖ-Vizepräsident.

oberoesterreich.iv.at

Information

Das Interview mit Herbert Eibensteiner wurde finanziell unterstützt von der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ).


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.