Social Entrepreneurship

Die Sprache wieder erlernen

(c) Bernhard Wieland
  • Drucken

Elisabeth Dokalik-Jonak entwickelte ein digitales Therapietool u.a. für Demezkranke und Schlaganfallpatienten.

Viele Jahre unterrichtete Elisabeth Dokalik-Jonak als promovierte Historikerin und Anglistin an Universitäten und Pädagogischen Hochschulen.

Die Idee zu ihrem eigenen Unternehmen reifte 2011, nach einem Unfall. Sie musste mit dreifachen Kreuz-Bruch viel Zeit im Krankenhaus auf der neurologischen Abteilung verbringen. Dabei traf die Pädagogin und Linguistin mit neurowissenschaftlicher Ausbildung auf viele Demezerkrankte und Schlaganfallpatienten. „Ich konnte sehen, mit welchen Problemen diese Menschen auf ihren Weg zurück in den Alltag zu kämpfen haben und in mir entstand der dringende Wunsch, mit besseren Lernmethoden zu helfen“, sagt Dokalik-Jonak, die schon für eine Schulbuchreihe (Swing on the Bus Around the World) für den Englischunterricht, auf ein multisensuelles Lernkonzept baute. Nun setzte sie sich zum Ziel, eine intelligente Lernhilfe zu entwickeln, mit der Schlaganfallpatienten und Demenzerkrankte Sprache wieder erlernen können. Das Thema Demenz begleitete Dokaik-Jonak schon lange. Unter anderem, weil in ihrem Umfeld vertraute Menschen an Demenz erkrankten und sie miterleben musste, wie stigmatisiert das Thema ist. „Ich möchte einen Beitrag leisten, der unserer Gesellschaft zugute kommt.“

Es folgte eine Zeit der jahrelangen wissenschaftlichen Forschung. Sie unterhielt sich mit zahlreichen Spezialisten. Einer davon war TUProfessor Wolfgang Zagler, der sie darin bestärkte, dass die Lösung nur ein digitales Lern-Tool sein konnte. „Die Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten, aber es genügt nicht, einfach eine Lern-App zu entwickeln, sondern ich muss den größtmöglichen Effekt erzielen“, sagt Dokalik Jonak, der evidenzbasierte Forschung enorm wichtig ist.

Von der Idee zum Produkt

„Wir haben intensive Marktrecherche betrieben und daher kann ich behaupten, dass es kein vergleichbares Produkt am Markt gibt.“ Dass Dokaik-Jonak offenbar ihrer Zeit voraus war, bemerkten auch zahlreiche Sponsoren, die bereit waren, sie bei der Umsetzung finanziell zu unterstützen. Sie nahm sich wirklich viel Zeit für die Wissenschaft. „Irgendwann muss man dann aber auch den Schritt wagen und mit dem Produkt auf den Markt gehen.“ Das war 2020.

Die Geburtsstunde von Memocorby. Nicht wissend, dass kurz nach dem Launchen ihres Produktes, die Coronapandemie für Lockdowns sorgt. „Wir kamen nicht in die Pflegeeinrichtungen hinein, um unser Produkt vorzustellen“, berichtet die Geschäftsführerin und wissenschaftliche Leiterin von Memocorby.

Zeit genutzt

In der beschwerlichen Corona-Zeit blieb Elisabeth Dokalik-Jonak nicht untätig. „Wir haben die Pandemie genutzt, unser Produkt noch weiter zu verbessern.“ Einige Geräte konnten schließlich vor den Lockdowns noch verkauft werden und die Rückmeldungen der Kunden verwendete man nun, um zu reflektieren, optimieren und das Produkt noch effizienter zu machen. Außerdem wurde darauf geachtet, die Technik weiterzuentwickeln und auch bei der Nachhaltigkeit Fortschritte zu erzielen. „Die erste Produktionsserie ist mittlerweile ausverkauft und wir starten mit der zweiten“, ist Dokaik-Jonak über Wirkung und Nachfrage glücklich. „Wir lösen ein gesellschaftliches Problem, denn Demenz darf kein Tabuthema bleiben. Mit Memocorby kann man Worte sehen, hören, anfassen und damit im wahrsten Sinne begreifen. So bleiben Worte länger im Gedächtnis. Unser Ziel ist es, Menschen mit Demenz zu helfen und ihre Angehörigen und Therapeuten zu unterstützen.“

www.memocorby.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.