Wiener Ansichten

Brünner Straße: Wenn der Auwald in die Verkehrswüste zurückkehrt

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Ahorn, Hainbuche, Holunder in der Floridsdorfer Mitte: vom naturräumlichen Erbe Transdanubiens.

Das Gras wachsen hören, das kann man am Beginn der Brünner Straße schon seit Längerem nicht mehr, ja nicht einmal es wachsen sehen kann man da. Spätestens mit der Donauregulierung des 19. Jahrhunderts verschwand letztes Grün aus dem Zentrum der alsbald boomenden Industriestadt Floridsdorf, und wer sich heute hier umtut, sieht und hört Urbanität in Massen von Automobilverkehr untergehen, als hätt's die Umwelt- und Energiespardiskussionen unserer Tage nie gegeben.

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So schickt sich gegenwärtig wenigstens ein Kunstprojekt an, das naturräumliche Erbe der Floridsdorfer Vergangenheit in Erinnerung zu rufen. Und dass das jedenfalls ein feuchtes Erbe war, lässt ein kurzer Blick in die Landesaufnahme des Franziszeischen Katasters ahnen, die noch im Jahr 1829 nebst vielen Feldern vor allem – und bis dicht an den Zusammenstoß von Prager und Brünner Straße – den Haupt- sowie mehrere Nebenarme der Donau ausweist, bis zu ihrer Zähmung stets dazu angetan, alles Transdanubische fallweise hinwegzuspülen.
„Das hier ist Wasser“ hat Katarina Schmidl denn auch ihre Installation benannt, mit der sie eine Ahnung von Auwald in die Verkehrswüste an der Brünner Straße 6–8 trägt: Gefasst in einen Holztrog mit beigefügter Pergola, die freundlich zum Verweilen lädt, finden sich da Ahorn, Hainbuche, Holunder und noch vieles mehr, was hier wüchse, wäre alles, wie es ehedem war. Und so wenig wir uns die Wiederkehr der damals von den Unbilden der Natur beständig so bedrohten Zeiten wünschen wollen, so wenig kann es hinnehmbar sein, den lebensfeindlichen Status quo als einzig denkbare Alternative anzuerkennen.

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