Kompensationsprüfung

Zentralmatura: Ein Mathematik-Beispiel war gar nicht lösbar

Symbolbild: Zentralmatura
Symbolbild: Zentralmatura APA/HERBERT NEUBAUER
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Heute und morgen finden an den Schulen die mündlichen Kompensationsprüfungen statt. Die Aufgaben werden dabei zentral vorgegeben. Bei einer gab es Probleme.

Schnell, schnell versuchte der ein oder andere Mathematiklehrer am Mittwoch in der Früh noch die Beispiele selbst durchzurechnen – bevor sie den Maturantinnen und Maturanten vorgelegt werden sollten. Doch eines der vom Bildungsministerium vorgegebenen Beispiele ließ sich einfach nicht lösen. Auch die hinzugezogenen Kollegen scheiterten.

Und so langten bereits um 7.30 Uhr die ersten Beschwerden in den Bildungsdirektionen wie auch im zuständigen Ministerium ein. Dort reagierte man rasch. Es wurden ein SMS und ein E-Mail an die AHS-Direktoren geschickt. Darin räumte das Bildungsministerium das Problem ein: Ein Beispiel, konkret ein Unterpunkt eines Beispiels, sei „nicht lösbar“. Die übrigen Aufgaben seien aber, wie es im Schreiben hieß, „ohne Einschränkungen“ zu bearbeiten.

Die Kandidatinnen und Kandidaten werden den Punkt, mit dem das Beispiel in die Bewertung eingeht, auf jeden Fall erhalten. Diese Anweisung erteilte das Bildungsministerium den Schulen.

Beispiele mehrfach überprüft

Aufgetreten ist der Fehler bei den sogenannten Kompensationsprüfungen. Sie werden derzeit gerade an den Schulen abgehalten. Maturantinnen und Maturanten, die bei der schriftlichen Reifeprüfung im Mai ein Nicht genügend kassierten und sich dieses auch durch die Miteinberechnung der Jahresnote nicht ausbessern können, haben zu dieser Prüfung anzutreten. Sie haben dabei die Möglichkeit, sich die Note auszubessern.

Auch bei der Kompensationsprüfung werden die Beispiele zentral vom Staat vorgegeben. Die Prüfung selbst wird aber mündlich abgehalten.
Bei dem Fehler dürfte es sich, wie der „Presse“ geschildert wurde, um eine „unglückliche Formulierung“ in der Angabe gehandelt haben. Dass ein vom Bildungsministerium vorgelegtes Beispiel unlösbar ist, ist durchaus bemerkenswert. Denn das Ressort steckt große Anstrengung in die Ausarbeitung der Beispiele für die Zentralmatura.

Die Arbeiten an den Aufgaben für die schriftliche Mathematikmatura beginnen bereits zwei Jahre vor dem tatsächlichen Prüfungstermin. Die Beispiele werden entwickelt, überprüft, überarbeitetet, übersetzt. Es arbeiten Praktiker aus den Schulen, Wissenschaftler und auch Beamte aus dem Ministerium daran. Jede einzelne Aufgabe wird einem anderen Jahrgang auch zur Feldtestung vorgelegt.

Insofern schüttelten Pädagogen, wie der „Presse“ berichtet wurden, an so mancher Schule den Kopf über den Fehler. Andere brachte das „zum Schmunzeln“. Der offizielle AHS-Lehrervertreter, Herbert Weiß, sah in dem Vorfall aber keine große Sache. Das Ministerium habe schnell reagiert. Die Schüler würden den Punkt nun sowieso kriegen.
Im Bildungsministerium von Martin Polaschek (ÖVP) selbst bedauerte man, dass sich ein Fehler „eingeschlichen“ hat. Man werde nun evaluieren, wie es dazu kommen konnte.

Kritik an Prüfungsformat

Unabhängig von dem Vorfall wird an der Kompensationsprüfung immer wieder Kritik geübt. Denn dabei werden zwar zentrale Beispiele vorgelegt. Die Prüfung selbst findet aber, wie erwähnt, mündlich statt. Dadurch entsteht ein größerer Spielraum in der Beurteilung. Das zeigt auch die Statistik. Die Rate der Maturanten, die sich den Fünfer bei der Kompensationsprüfung ausbessert, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Das schmälert die Vergleichbarkeit.

Viele Maturanten haben sich die Kompensationsprüfung heuer übrigens trotz Fünfer bei der schriftlichen Prüfung erspart. Sie haben von der Einrechnung der Jahresnote profitiert. Wer mindestens einen Dreier im Abschlusszeugnis hat und bei der schriftlichen Prüfung mindestens 30 Prozent der Punkte erreicht hat, bekommt trotz negativer Klausurnote einen Vierer ins Maturazeugnis

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