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Arbeitsmarkt trotzt Konjunkturprognosen: So viele offene Stellen wie noch nie

Martin Kocher
Martin Kocher(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Im Mai waren über 138.000 offene Stellen beim AMS gemeldet, knapp ein Viertel davon im Tourismus. Die Arbeitslosenrate ist so niedrig wie seit 14 Jahren nicht mehr.

Trotz hoher Energiepreise und deutlich nach unten revidierter Konjunkturprognosen erholt sich der heimische Arbeitsmarkt weiterhin im Eiltempo von der Coronapandemie. So sehr, dass Arbeitsminister Martin Kocher am Mittwoch gleich mehrere Positiv-Meldungen verkünden konnte: Die Arbeitslosenquote ist im Mai auf 5,7 Prozent gesunken, den niedrigsten Wert seit 14 Jahren. Damit lag die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer um 20,6 Prozent niedriger als im Vormonat.

11.543 Personen waren Ende Mai arbeitslos gemeldet oder in Schulung, das sind um 80.817 weniger als vor einem Jahr. „Diese Entwicklung ist auf die Kombination aus saisonalen Effekten und weiterhin guter Konjunktur in Verbindung mit unseren Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik zurückzuführen“, erklärte der Arbeitsminister.
Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen, die Experten zuletzt zunehmend besorgte, sank im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um knapp 38 Prozent auf rund 90.000.

Einen neuen Allzeitrekord gibt es bei den offenen Stellen. Beim Arbeitsmarktservice (AMS) waren Ende Mai mehr als 138.000 Stellen als sofort verfügbar gemeldet. „Dieser Wert stellt nach den Rekordwerten der vergangenen drei Monate erneut ein Allzeithoch an offenen Stellen am österreichischen Arbeitsmarkt dar“, so Kocher.

Tourismus sucht nach Lösungen

Der Stellenmonitor des ÖVP-Wirtschaftsbundes, der alle Online-Stellenausschreibungen in Österreich auswertet, zählt aktuell sogar mehr als 281.000 offene Stellen, davon 40.000 im Tourismus. Ein Wert, auf den Wirtschaftsvertreter schon länger besorgt aufmerksam machen. Sie warnen schon länger vor den negativen wirtschaftlichen Auswirkungen des Arbeitskräftemangels: „Die Sommersaison steht vor der Türe und die Tourismusbetriebe finden keine Arbeitskräfte“, so Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger. Er schlägt vor, die Kontingente für Tourismus-Saisonniers von außerhalb der EU als Sofortmaßnahme auf 4000 zu verdoppeln. Durch die aktuelle Reformierung der Rot-Weiß-Rot-Karte gäbe es hier ein weiteres wichtiges Tool, erklärt Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler gegenüber der „Presse“. Aufgrund noch erforderlicher rechtlicher Prozesse werde diese aber erst ab Oktober einsatzfähig sein.

Die Wirtschaftskammer drängt aufgrund „des ausgetrockneten Arbeitsmarktes“ unterdessen auf eine umfassende Reform der Arbeitslosenversicherung. „Es ist höchst an der Zeit, dass wir mit der Arbeitsmarktreform mehr Beschäftigungsanreize setzen“, so WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf. Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl fordert von den heimischen Unternehmen hingegen, mehr in die betriebliche Ausbildung zu investieren. Unternehmen müssten „endlich lernen, auch mittel- und langfristig ihren Personalbedarf zu planen“.

AMS-Vorstand Johannes Kopf rechnet damit, dass die Arbeitslosigkeit noch weiter sinken wird. Im Juni werde es „wohl erstmals seit Langem wieder weniger als 300.000 Arbeitssuchende“ geben.

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