Morgenglosse

Die weichgespülte Königin

Gallery assistants pose with 'Queen Elizabeth II of the United Kingdom, from Reigning Queens (F. & S. 336) 1985' by Andy Warhol, at a photocall before the artwork is due to be auctioned at Phillips in London
Gallery assistants pose with 'Queen Elizabeth II of the United Kingdom, from Reigning Queens (F. & S. 336) 1985' by Andy Warhol, at a photocall before the artwork is due to be auctioned at Phillips in LondonREUTERS
  • Drucken
  • Kommentieren

Vor 70 Jahren bestieg Elizabeth II. den Thron und wird in höchsten Tönen für die verlässliche Ausübung ihres Amtes gelobt. Im Trubel der Feierlichkeiten wird allerdings vieles, was schiefgelaufen ist, weichgespült und schön gefärbt.

Es ist ein Jahrhundertereignis, das derzeit in London über die Bühne geht: Seit 70 Jahren und 116 Tagen sitzt Königin Elizabeth II. auf dem Thron und regiert über das Vereinigte Königreich - und nebenbei auch noch über 14 weitere Commonwealth-Staaten.

Die Monarchin sah Premierminister kommen und gehen, musste dem Zerfall des British Empire zusehen und hat zahlreiche Staatskrisen durchgestanden. Ihre Aufgaben als Königin hat Elizabeth über alles gestellt und mit einer Verlässlichkeit sondergleichen ausgeübt. Keine Frage, ihren Dienst an der Nation hat die heute 96-Jährige immer ernst genommen und erfüllt. Kaum jemand hat solch ein Durchhaltevermögen wie sie.

Bei Dramen, die sich in ihrer eigenen Familie abspielten, hat die Königin aber weniger souverän gehandelt. Trennungen kommen auch in royalen Familien vor, da sind die Windsors keine Ausnahme - obwohl die Queen selbst 73 Jahre mit dem im Vorjahr verstorbenen Prinzgemahl Philip verheiratet war und ihn als ihren wichtigsten Vertrauten bezeichnete. Doch die öffentliche Bekundung von Empathie etwa nach dem Tod Dianas oder das Zugeben von Fehlern kommt im Katalog royaler Tugenden nicht vor. Im Sexskandal rund um ihren zweitältesten Sohn, Prinz Andrew, handelte sie lange Jahre gar nicht. Erst als die Vorwürfe nicht mehr vom Tisch zu wischen waren, zog sie Konsequenzen und entband Andrew aller offiziellen Aufgaben.

Die Monarchin mag viel für ihr Land und für das Ansehen der Monarchie geleistet haben. Im Trubel der Jubiläumsfeierlichkeiten wird allerdings vieles, was schiefgelaufen ist, weichgespült und schön gefärbt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.