Im Spannungsfeld zwischen Datenschutz und Digitalisierungspotenzial verwandelt die UBIT Ratlosigkeit in Lösungsbewusstsein.
Mathias Past steht als Unternehmer, als Vertreter betroffener Betriebe und als Obmann der Fachgruppe Unternehmensberatung, Informationstechnologie und Buchhaltung (UBIT) der Wirtschaftskammer Niederösterreich an der vordersten Front des Spannungsfeldes zwischen dem Digitalisierungspotenzial einerseits und dem Datenschutz andererseits. Mit der richtungsweisenden Entscheidung der Österreichischen Datenschutzbehörde rund um das Analysetool Google Analytics zu Jahresbeginn wurde dieses Tauziehen um eine Facette komplexer.
Frage: Herr Past, hat Sie die Entscheidung der österreichische Datenschutzbehörde (DSB) überrascht? Immerhin richtet sie sich nicht bloß gegen die Geschäftspraktiken eines weltweiten Konzerns sondern gegen den tausendfachen Einsatz dieses und weiterer Analyse-Tools durch heimische Unternehmen.
Past: Richtig, bis zuletzt wurden derartige Tools auf Websites eingesetzt, um zum Beispiel Seitenbesuche zu analysieren und Kampagnen zu steuern. Der Haken daran: Mit dem Einsatz ist der Datentransfer in Regionen mit niedrigen Datenschutz-Standards wie in die USA verbunden. Die Zeiten des rechtsfreien Raums im Internet sind zwar angesichts seiner immensen Bedeutung vorbei. Dennoch besteht weiterhin Klärungsbedarf, zumal wir in Europa ein völlig anderes Verständnis vom Wert von Daten haben als in Asien oder in Amerika. Mit der EU-Datenschutzverordnung wurde ein EU-weiter Standard geschaffen. Mit den USA gibt es noch kein solches, gemeinsames Verständnis. Gemeinsame Regeln sind Zukunftsmusik und Konflikte an solchen internationalen Schnittstellen unausweichlich.
Auf wessen Seite sehen Sie nun den Handlungsbedarf, zumal die Entscheidung vor allem den Einsatz der Tools als rechtswidrig einstuft
Angesichts eines dominanten Marktanteils von Google Analytics trifft die Entscheidung viele Branchen und Betriebe hart. Wir erkennen derzeit in vielen Bereichen, wie fatal Abhängigkeiten vom Ausland sein können und wie wichtig Datensouveränität und Datenhoheit für österreichische Unternehmen sind. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, müssen wir diese Souveränität nun wieder in die Betriebe und nach Österreich holen. Die Kompetenz dafür findet man bei Niederösterreichs Unternehmensberatungs- und IT-Expert*innen. Datenschutz ist ein elementarer Baustein in jedem Digitalisierungsprojekt, das von unseren Berater*innen begleitet wird. Österreichs Mittelstand zeichnet sich durch seine Resilienz aus und es liegt an unseren Digitalisierungsexpert*innen, mitzuhelfen, damit diese Resilienz weiterhin bestehen bleibt und sogar ausgebaut wird.
Welche Rolle kann die Fachgruppe UBIT NÖ in dieser kritischen Phase spielen?
Als Interessenvertretung bilden wir die Klammer zwischen langfristigen Marktentwicklungen, Trends, Innovationen oder auch Krisen und Herausforderungen auf der einen Seite und den Expert*innen sowie deren Kunden andererseits. Unsere Aufgabe als UBIT NÖ liegt im Angebot zeitnaher und spezifischer Höherqualifizierung an unsere Mitglieder, sowie entsprechender Zertifizierungen, mit denen die Qualifikation von Beratungs- und Lösungsanbieter*innen für Kunden transparent wird. Parallel dazu verwandeln wir mit hochkarätigen Informationsveranstaltungen und Webinaren die Ratlosigkeit, die solche Entwicklungen bei Betrieben hinterlassen, in Lösungsbewusstsein. Das Feedback zu unserer Online-Veranstaltung „Aus für Tracking mittels Google-Analytics?“ kurz nach der DSB-Entscheidung mit mehr als 1700 Teilnehmer*innen hat das eindrücklich bewiesen.
Fakten & Hintergründe
Anfang 2022 hat die österreichische Datenschutzbehörde einer Musterbeschwerde von noyb stattgegeben. Der Entscheidung zufolge verstößt die Nutzung von Google Analytics aufgrund des ungeschützten Transfers von Daten in die USA gegen die EU-DSGVO.
Expert*innen im Gespräch
Weitere Informationen und die Expert*innendiskussion zum Nachhören: www.ubit.at/noe/googleanalytics