Jubiläum

Eine Königin und ihr Balkon

APA/AFP/DANIEL LEAL
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Die königliche Leibgarde, Pferde, Kutschen und Kampfjets: Mit der traditionellen Militärparade begannen die Feiern zum 70-Jahr-Thronjubiläum von Königin Elizabeth II.

London/Wien. Der Höhepunkt der Militärparade, bei der drei Stunden lang 1400 britische Offiziere und Soldaten in roten Galauniformen und schwarzen Bärenfellmützen über die Londoner Prachtstraße The Mall zogen, fand in der Luft statt: Die Piloten der Royal Air Force zeigten bei einem Ehrenflug mit insgesamt 70 Flugzeugen und Helikoptern zum 70. Thronjubiläum von Königin Elizabeth II. über dem Buckingham-Palast ihre Künste. 15 Kampfjets verharrten mehrere Minuten in der Formation der Zahl 70 am Himmel. „Oh, how incredible!“, soll die Queen kommentiert haben. Dann malten die Red Arrows, das Kunstflugteam der britischen Luftwaffe, Streifen in den Nationalfarben Rot, Weiß und Blau in den Himmel.

Die erste große Feierlichkeit zu Ehren ihres 70. Thronjubiläums ist also überstanden: Eine gute gelaunte Queen in lichtblauem Mantel, passendem Hut und ihren Gehstock in der Hand winkte den Menschenmassen zu, die bei strahlendem Sonnenschein einen Blick auf die Parade der königlichen Garde und natürlich auf die Monarchin erhaschen wollten. Die Frage, wer mit Elizabeth vom berühmten Balkon des Buckingham-Palasts der Parade beiwohnen dürfe, hat im Vorfeld die Öffentlichkeit beschäftigt. Die pragmatische Entscheidung der 96-Jährigen lautete: Nur wer königliche Pflichten erfüllt, soll neben ihr stehen, also die arbeitenden Royals.

Somit war Prinz Andrew ausgeschieden: Ihrem zweitältesten Sohn entzog die Königin die Ausübung königlicher Aufgaben, nachdem er eine Missbrauchsklage nur durch eine Millionenzahlung hatte abwenden konnen. Und auch Enkel Harry und seine Frau, Meghan, die vor zwei Jahren dem Königshaus den Rücken gekehrt und alle Pflichten zurückgelegt hatten, wurden nicht zu dem exklusiven Treffen auf dem Balkon geladen. Harry versammelte sich während der Parade im ersten Stockwerk des Palasts mit anderen Mitgliedern der Königsfamilie. So blieben 17 Personen, die der Queen auf dem Balkon Gesellschaft leisteten – darunter der vier Jahre alte Louis, Prinz Williams jüngster Sohn, der mit seinen Grimassen für Furore sorgte.

Charles kommt zum Einsatz

Mit ihren 96 Jahren hat die Königin offenbar auch beschlossen, gewisse Aufgaben in die Hände jüngere Familienmitglieder zu legen oder Rituale gänzlich zu streichen. So hat sie auf die Fahrt in der angeblich sehr unbequemen goldenen Kutsche verzichtet, die sonst jedes Jahr bei der Geburtstagsparade zum Einsatz kommt. Sie ließ sich lieber per Auto The Mall entlang bringen und überließ das Kutschenfahren anderen. Zudem hat Thronfolger Prinz Charles zu Pferd im Namen seiner Mutter den Aufmarsch der Soldaten abgenommen – das erste Mal. An seiner Seite waren sein Sohn Prinz William und seine Schwester Prinzessin Anne, ebenfalls zu Pferd.

Auch wird die Monarchin nicht an allen offiziellen Feiern zu ihren Ehren teilnehmen. Den Dankgottesdienst in St. Paul's Cathedral am Freitag hat sie abgesagt. Die riesige Party im und vor dem Palast mit Popstars und Promis am Samstagabend wird sie vermutlich ebenfalls auslassen. Das Epsom-Derby-Pferderennen hingegen will die pferdebegeisterte Königin auf jeden Fall besuchen.

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