Rücktritt

"Der Zeitpunkt ist gekommen": Schützenhöfer tritt zurück

Hermann Schützenhöfer bei seiner Pressekonferenz am Freitag.
Hermann Schützenhöfer bei seiner Pressekonferenz am Freitag.(c) APA/MARIO BÜHNER
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„Die Politik war mein Beruf, die Steiermark bleibt mein Leben“: Der steirische Landeshauptmann tritt zwei Jahre vor der nächsten Landtagswahl zurück - und übergibt an Landesrat Christopher Drexler.

Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) tritt ab. Das verkündete der 70-Jährige heute Vormittag bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz – und damit rund zwei Jahre vor dem nächsten regulären Landtagswahltermin 2024. Sein Nachfolger wird Landesrat Christopher Drexler, der seit 2019 für die Bereiche Kultur, Europa, Sport und Personal zuständig und Obmann des steirischen Arbeitnehmerbunds ist.

Schützenhöfer, seit 2015 Landeshauptmann, ist im Februar 70 Jahre alt geworden, schon da hatte es Ablösegerüchte gegeben. Damals hatte der gebürtige Niederösterreicher diese aber noch vehement bestritten, am Freitag klang das alles anders: „Es war und es ist mein Ziel, eine geordnete Amtsübergabe vorzunehmen, das habe ich immer im Kopf gehabt.“ Daher habe er vor einer „guten halben Stunde die Mitglieder des Landesparteivorstandes darüber informiert“, dass er sich an der Spitze von ÖVP und Land verabschieden werde.

„Politik war mein Beruf, Steiermark bleibt mein Leben“ 

„Viele von Ihnen wissen, dass ich mittlerweile im 71. Lebensjahr bin“, führte Schützenhöfer sodann aus. „Viele wissen, dass ich seit gut 52 Jahren in der Politik tätig und seit 22 Jahren Mitglied der steirischen Landesregierung bin.“ Zu oft seien seit 1945 im Bund, aber auch in der Steiermark „überfallsartige Rücktritte“ passiert - wegen verlorenen Wahlen oder aufgrund von Druck. Er selbst habe sich seit Jahresbeginn intensiv mit der Frage seiner Nachfolge befasst und diese vorbereitet: „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt“, so Schützenhofer.

Die Steiermark brauche für die Zukunft viel Kraft, Energie und „viel Schwung". Deshalb wünsche sich Schützenhöfer „den Richtigen für diese Zeit“ und diesen sieht er in Drexler, dem er im Juli das Amt des Landeshauptmanns übergeben will. „Dieser Schritt erfolgt schweren Herzens", da er stets „mit Leib und Seele Landeshauptmann“ gewesen sei, sagte ein sichtlich ergriffener ÖVP-Chef. Aber der Schritt passiere auch „guten Gewissens“, weil Drexler ein Nachfolger sei „der besser nicht sein kann". Er bringe die Kraft und Energie eines 50-Jährigen mit, aber auch jahrelange Erfahrung in der Landespolitik. 

„Die Politik war mein Beruf, die Steiermark bleibt mein Leben, Glück auf für alle Tage“, schloss Schützenhöfer die Pressekonferenz.

Übergabe am 4. oder 5. Juli

Nach dem erweiterten Landesparteivorstand am Nachmittag präsentierte man den Fahrplan: Die Übergabe des LH-Sessels soll am 4. Juli oder 5. Juli bei einem Sonderlandtag stattfinden, sofern die Landtagsparteien dem zustimmen. Drexler ist allerdings ab sofort schon geschäftsführender Landesparteiobmann und soll beim Landesparteitag am 16. und 17. September auch offiziell zum Landesparteiobmann gewählt werden.

Schützenhöfer sagte am Nachmittag, er sei stolz auf so manches in seiner Politkarriere - auf seine Mindestlohnforderung 1984, die Gemeindestrukturreform, die Abschaffung des Proporzes im Land und die Verkleinerung des Landtags: "Ja, wir haben uns schon einiges getraut", blickte er zurück. Der Landeshauptmann-Sessel sei der "politische Höhepunkt". Doch seine Zeit war auch geprägt von schweren Stunden wie etwa die Amokfahrt in Graz oder die Ankunft der vielen Flüchtlinge 2015 und 2016. Schließlich brach die Corona-Pandemie aus: "Ich habe in den vergangenen beiden Jahren so viele Morddrohungen wie in den ganzen 50 Jahren davor nicht bekommen - hauptsächlich wegen des Impfens." Doch man müsse auch bei Gegenwind Flagge zeigen. Er dankte LHStv. Anton Lang (SPÖ) und den Landtagsparteien für die gute Zusammenarbeit.

Ein gerührter Drexler

Drexler sprach - sichtlich gerührt mit teils belegter Stimme - von "bewegenden Stunden" und dankte für das Vertrauen der Partei, die steirische ÖVP zu führen, aber auch an der Spitze der Steiermark zu stehen. "Es war ein großes Privileg, mit so einem Politiker 30 Jahre zusammenzuarbeiten. Ich durfte 30 Jahre lang lernen. Ich muss aber noch viel lernen, um die Größe des Vorgängers zu erreichen." In den kommende Wochen bis zur Übergabe will er viele Gespräche führen und danach den "steirischen Weg der Zusammenarbeit weiterführen". Eine "kraftvolle Kontinuität" soll es sein. Er wolle man allen Parteien im Land ein "neues Miteinander" und "gemeinsame Schnittmengen" finden. "Ich habe viel Respekt vor dieser Aufgabe - aber es ist vor allem viel Freude auf die kommenden Jahre, die mich durchflutet."

Auf einen Blick

Hermann Schützenhöfer wurde am 29. Februar 1952 in Edlitz, Niederösterreich, geboren. Er war JVP-Landesobmann, Kammerrat in der Arbeiterkammer, saß mehrere Legislaturperioden im Landtag. Seit der Wahlniederlage Waltraud Klasnics im Dezember 2005 – als die SPÖ unter Franz Voves die bis dahin permanent den Landeshauptmann stellende ÖVP verdrängte – ist er ÖVP-Landeschef in der Steiermark. Es folgten zehn Jahre als Vizelandeshauptmann, bevor Schützenhöfer die ÖVP 2015 wieder auf Platz eins führen konnte.

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