Pride Month

Störaktion gegen Kinderbuch-Lesung mit Dragqueen

In der Nacht zum Freitag wurde der Eingang einer Bücherei in Mariahilf mit einer Wand verbarrikadiert. Darauf die Flagge Österreichs und der Spruch "#NOPRIDEMONTH“.

Der Juni wird jedes Jahr weltweit als Pride Month gefeiert, als Fest der Toleranz und Sichtbarkeit für die LGBTIQ-Community. In Wien gibt es ein recht vielfältiges Programm, von Straßenfesten, Ausstellungen und Führungen über den Pride Run bis zum Högepunkt, der Regenbogenparade. Einer der kleineren Programmpunkte in Wien ist eine Kinderbuchlesung mit der Dragqueen Candy Licious in der Bücherei Wien-Mariahilf. Diese Lesung ist für heute, Freitag, angesetzt.

Die extreme Rechte soll schon seit einer Weile Stimmung gegen die Vorlesestunde machen. Sie würde via Telegram dazu aufrufen, sich bei den Verantwortlichen zu beschweren, berichtet "Heute". Aber auch dazu, zahlreich vor Ort zu erscheinen, um "mögliche sexuelle Straftaten zu dokumentieren und kritische Fragen zu stellen". Diesen Aufruf soll etwa Martin Sellner, Chef der Identitären, oder auch Corona-Demo-Organisator Martin Rutter geteilt haben. In nahestehenden Online-Blogs werde von einem "Skandal" gesprochen. Und von einer "gezielten Strategie, um Kinder mit linkem Gender-Gedankengut zu infiltrieren".

Eine deutliche Störaktion gab es nun bereits: In der Nacht zum Freitag wurde der Eingang der Bücherei in der Gumpendorfer Straße mit Ytong-Steinen verbarrikadiert.  Darauf die Flagge Österreichs und der Spruch "#NOPRIDEMONTH". „Die Polizei war da, es gibt eine Anzeige“, sagte ein Sprecher der Büchereien Wien gegenüber der „Presse“. Innerhalb einer Viertelstunde sei alles erledigt gewesen, die Wand auch schon wieder entfernt. Die Lesung werde, so wie sich die Dinge um 10.00 Uhr darstellten, jedenfalls stattfinden. Es sei eine kleine Filiale, zugelassen würden nur Kinder mit ihren Eltern.

Kritik daran, dass nicht schon im Vorfeld Maßnahmen ergriffen wurden, übt die Sprecherin für LGBTIQ und Menschenrechte der Grünen, Ewa Ernst-Dziedic. "Es ist völlig unverständlich, dass das passieren konnte. Sowohl die Polizei als auch der Verfassungsschutz waren seit Wochen informiert, dass reaktionäre und rechtsextreme Gruppen in großem Stil gegen die Pride mobilisieren." Die "feige Aktion der Rechtsextremen muss Konsequenzen haben", fordert Ernst-Dziedzic.

Eine Mauer in dieser Größe aufzustellen erfordere Zeit. Der Schaden und die Kosten seien das eine, schlimmer sei die Angst, in die man die Community in Österreich versetzen wollen würde: "Der Kampf um Gleichstellung dauert an, wir werden deshalb vor Ewiggestrigen und Reaktionären keinen Millimeter zurückweichen", so Ernst-Dziedic. Man hätte die zahlreichen Hinweise und die Mobilisierung in Telegram Gruppen ernster nehmen sollen.

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