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„Borgen“ bis „Liebe und Anarchie“: Was bleibt vom nordischen Serienwunder?

Die skandinavischen Serienmacher ließen vor einigen Jahren mit düsteren, intelligenten Produktionen aufhorchen. So manches Kleinod liefern sie immer noch. Und endlich eine neue „Borgen“-Staffel.

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Borgen

Dänisches Politdrama, 2010–2022
Zu sehen auf Netflix

Als die ersten Staffeln von „Borgen“ das Zusammenspiel von Politik und Medien durchleuchteten, fielen sie in eine Glanzzeit skandinavischer Produktionen. Man freute sich über düstere Krimis und intelligente Dramen mit leisem Witz. In den vergangenen Jahren geriet der Boom ein wenig in Vergessenheit, nun meldet sich aber die wohl beliebteste Protagonistin zurück: Birgitte Nyborg, prinzipientreue Politikerin im Schloss Christiansborg. Neun Jahre sind seit der dritten Staffel vergangen. Neun Jahre, seit die ehemalige Premierministerin zwischen politischen Intrigen, zwei Kindern, Brustkrebs und der Neugründung einer Partei doch immer ihren Idealismus behielt.

Nun ist sie Außenministerin, in der Menopause und trifft Sohn und Tochter nicht mehr besonders oft. Sie muss einen Konflikt mit Grönland lösen, in dem allerhand Sprengstoff steckt. Dabei zeigt sie sich härter, aggressiver, als man sie bisher kannte. Die großartige Serie, deren erste Staffeln noch vor „House of Cards“ erschienen, hat sich weiterentwickelt. Und das im guten Sinne. Bekannte Gesichter wie die von Katrine, Torben oder Bent fehlen dabei nicht. Es ist gut, sie wiederzusehen. Ebenso wie die spektakulären Bilder aus dem hohen Norden. (rovi)

Die Brücke

Grenzgängerischer Krimi, 2011–18
Zu sehen auf Netflix

Ziemlich viele Leichen sieht man in „Die Brücke“, doch die eindrucksvollste ist die erste: Ober- und Unterkörper sind getrennt und gehören, wie sich zeigt, auch zu zwei verschiedenen Frauen. Platziert genau in der Mitte der Öresundbrücke, die Schweden und Dänemark miteinander verbindet. Weshalb Ermittler beider Länder zusammenarbeiten müssen. Hart, spannend und ein wenig bizarr, diese dänisch-schwedisch-deutsche Serie, die als klassischer Nordic Noir gilt. (rovi)

The Killing

Düsteres US-Remake, 2010–14
Zu sehen auf Amazon Prime

Weil das Original – die dänische Krimiserie „Kommissarin Lund“ (2007–2012), die noch vor „Borgen“ den Grundstein für den Hype um Dänemark-Krimis legte – nicht als Stream zur Verfügung steht, sei hier auf das nicht minder düstere US-Remake verwiesen. Die herbe Mireille Enos gibt darin die eigenwillige Kommissarin Sarah Linden, die im Mord an einem jungen Mädchen ermittelt und dabei auf politische Machenschaften und Ungereimtheiten in den eigenen Reihen stößt. Spielt zwar in Seattle, ist aber (nicht nur vom Wetter her) gleich unterkühlt wie das dänische Original. (i. w.)

Ragnarök

Riesen gegen Thor, seit 2020
Zu sehen auf Netflix

Nordische Mythologie gepaart mit einer Coming-of-Age-Geschichte, dazu ein bisschen Klimawandel. „Borgen“-Macher Adam Price hat hier einen wilden Genremix gewagt. In der nordischen Sage „Ragnarök“ geht es um den Kampf der Riesen gegen die Götter. In der Serie versucht ein Industriellenclan bestehend aus unsterblichen „Riesen“ den lernschwachen Magne kleinzukriegen. Doch der entpuppt sich als Reinkarnation des Gottes Thor. Fantasy-Action mit einem naiven Helden vor einer traumhaften Fjord-Kulisse. (i. w.)

Kalifat

Für den IS rekrutiert, 2020
Zu sehen auf Netflix

Die Serie über die Techniken und Methoden des Islamischen Staats stellt Frauen ins Zentrum: Die junge Mutter Pervin (Gizem Erdogan) lebt in Raqqua und will Informationen über einen Anschlag für ein Rückflugticket heim nach Schweden tauschen. Dort rekrutiert ein Nachhilfelehrer Mädchen für die Terrororganisation. (her)

(c) Netflix (Ulrika Malm)

Liebe und Anarchie

Schwedische Comedy, seit 2020
Zu sehen auf Netflix

Zwischen Corona und den vielen hochgelobten Neuerscheinungen („Damengambit“, „Normal People“) ging die erste Staffel der schwedischen Comedy 2020 ein bisschen unter. Zu unrecht, denn die acht Folgen sind smart wie wahnwitzig: Die kaltschnäuzige Unternehmensberaterin Sofie (Ida Engvoll) soll darin einen Traditionsverlag ins digitale Zeitalter überführen. Als sie vom jungen feschen IT-Techniker Max (Björn Mosten) beim Masturbieren im Büro erwischt wird, beginnen die beiden Spielchen miteinander: Sie stellen einander Mutproben – woraus sich bald erotische Anziehung entwickelt. Eine kleine Liebesgeschichte und ein sehr komisches Porträt eines Verlags voller tollpatschiger und gegensätzlicher Charaktere. Hier der alte Verlagsleiter, der nichts dabei findet, wenn einer seiner Stars „Dick Pics“ verschickt. Dort die feministische und lesbische Lektorin, die es mit der Trennung von Beruf und Privatem auch nicht so genau nimmt.

Ersonnen hat die Geschichte die Regisseurin (und studierte Philosophin) Lisa Langseth, die in der Serie selbst einen wunderbaren Auftritt hat. Am 16. Juni kommt endlich Staffel zwei. Tipp für Einsteiger: der Serie mindestens zwei Folgen Zeit lassen. (her)

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