Geschichten des Jahres

Wohnen am Wasser: "Wir sind so gut wie ausverkauft"

Mit zweistelligen Millionenbudgets stehen die Chancen für eine Liegenschaft an einem heimischen See deutlich besser.

Geschichten des Jahres. Dieser Artikel ist am 10. Juni 2022 erschienen.

Das Wohnen am Wasser war immer schon ein besonderer Luxus. Seit ein paar Jahren reicht es aber nicht mehr, ein nach oben offenes Budget zu haben. Denn das haben viele – oder zumindest mehr, als es Seeliegenschaften in Österreich gibt. Und auch die Objekte in der zweiten Reihe, mit geteiltem Zugang zum Wasser oder nur einem schönen Seeblick, sind dünn gesät und schnell verkauft. „Wir hatten am Faaker See eine Wohnung für 13.000 Euro pro Quadratmeter, die innerhalb kürzester Zeit verkauft war“, berichtet Günther Seidl, Inhaber von Seidl Immobilien.

Preise steigen rasant

Luxusimmobilien
LuxusimmobilienSeidl Immobilien

Das wäre zwar am Wörthersee preislich eine Okkasion. Am Faaker See, wo der Plafond bis vor Kurzem noch mit 10.000 Euro auf dem luxuriösen Quadratmeter erreicht war, ist es allerdings ein Zeichen dafür, wie schneidig die Preise an den Kärntner Seen nach oben unterwegs sind. Am Wörthersee erreichen diese mittlerweile bis zu 25.000 Euro pro Quadratmeter – und das nicht in privaten Villen am Wasser, sondern in zwar edlen, aber doch Gemeinschaftsanlagen mit Eigentumswohnungen, in denen man sich den Strand mit den Nachbarn teilt. Aber auch um diesen Preis lässt sich heuer schwer etwas bekommen, denn neue Projekte sind derzeit nur spärlich in Sicht, wie Seidl berichtet. „Fürs heurige Jahr sieht es ziemlich schlecht aus mit neuen Anlagen“, bedauert er. „Bei den Lanners (im Projekt Schlosspark Seekirn, Anm.) ist alles verkauft, das wird heuer fertig. In Dellach ist ein Projekt in Vorbereitung, da gibt es aber noch keine Baubewilligung.“

Außerdem habe in Velden das Hotel Seeblick den Besitzer gewechselt und soll jetzt in Hotelsuiten verwandelt werden, was sich bei den Nachbarn mäßiger Beliebtheit erfreue und eine entsprechend langwierige Bewilligungsphase durchlaufen muss. Ein Schicksal, das auch andere Bauvorhaben dieser Tage ereilt. „Es gibt momentan so viele Projekte, selbst in der zweiten Reihe, dass die Bauämter übergehen“, berichtet der Makler. Weshalb es länger dauert, bis der Bagger wirklich vorfahren kann. Entsprechend leer gekauft ist der Markt mit gebrauchten Immobilien, die innerhalb von Tagen den Besitzer wechseln. „Da ist innerhalb einer oder höchstens drei Wochen alles weg“, sagt Seidl.

Buy to Let in Kärnten

Der Mangel an Objekten und Bewilligungen sorgt dafür, dass eine neue Form von Investmentobjekten an den Ufern der Kärntner Seen Einzug hält: die sogenannten Buy-to-let-Einheiten, die sonst eher aus Tirol und dem Land Salzburg bekannt sind, wo Genehmigungen für Zweit- beziehungsweise Freizeitwohnsitze kaum mehr zu bekommen sind.

>>> „Liebhaberobjekte mit privatem Seezugang“ (Von Sabine Mezler-Andelberg, 4. 6. 2022)

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Das sei zwar bisher in Kärnten noch kein Thema, erläutert der Makler. Aber auf diese Weise können auch Objekte mit einer touristischen Widmung, wie etwa Hotels, für Wohnungen genutzt werden. Diese müssen dann zwar den überwiegenden Teil des Jahres vermietet werden, was aber durchaus mit Vorteilen verbunden sein kann, wie Seidl berichtet: „Manche sind ja froh über die Möglichkeit, mit einem Zweitwohnsitz auch Einnahmen und nicht nur Ausgaben zu haben.“ Zumal die Auslastung nach Corona jetzt wieder sehr gut sei.

An den Seen im Land Salzburg und dem Salzkammergut sieht es nicht anders aus. „Wir sind so gut wie ausverkauft“, berichtet Alexander Kurz, Inhaber der Realkanzlei Kurz. Eine Seeliegenschaft mit Bootshaus und Villa gebe es derzeit im Portfolio, deren Besitzer aber auf eine äußerst diskrete Vermarktung Wert lege – was in diesem Segment durchaus üblich ist. Denn wer verkauft, tut das entweder aus finanziellen oder familiären Schwierigkeiten heraus, oder um das Familienvermögen gerecht verteilen zu können. „Früher hatte man einen Wohnsitz in Wien und ein Haus am See“, erklärt Kurz. „Heute entschließen sich manche, den Kindern lieber einen Startvorteil in Wien zu ermöglichen und ihnen durch den Verkauf der Seeliegenschaft die Möglichkeit zu geben, in Wien ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen.“

Lange Vormerklisten

Auch Maklerin Marlies Muhr hat aktuell wesentlich mehr Nachfragen als Angebote in ihrem Portfolio. „Wir haben lange Vormerklisten unserer Kunden, die wir natürlich sofort informieren, wenn wir eine entsprechende Liegenschaft hereinbekommen“, berichtet sie. Dazu gehört derzeit beispielsweise ein Haus am Mondsee, das eine 40 Meter lange Uferlinie und ein Bootshaus hat – und entsprechend im unteren zweistelligen Millionenbereich angeboten werden kann.

SEELIEGENSCHAFTEN

Begehrt und rar waren sie immer schon, inzwischen sind sie aber im Reich der absoluten Liebhaberpreise angekommen. Wer eine Villa mit Bootshaus und direktem Seezugang haben möchte, sollte besser im zweistelligen Millionenbereich budgetieren, darunter ist die Konkurrenz groß und das Gedränge auf den Vormerklisten der Luxusmakler dicht. Auch in der zweiten Reihe oder an den Hängen gehen die Preise steil nach oben.

„Auch am Attersee haben wir kürzlich eine Liegenschaft im zweistelligen Millionenbereich direkt an einen vorgemerkten Kunden verkauft“, berichtet sie. Eine Preisklasse, in der die Chancen ohnehin derzeit deutlich besser stehen, wie Kurz weiß: „Wenn jemand acht oder 15 Millionen Euro mitbringt, wird man ihn bedienen können, mit weniger wird es eher schwierig.“

Hauptsache am See

Das werde seiner Einschätzung nach auch so bleiben – zumal das Interesse an Zweitwohnsitzen, die leicht erreichbar sind, aktuell wieder besonders groß ist, wie Muhr erläutert. „Die Flugpreise steigen wieder, und die Menschen wollen ihr Haus mit dem Auto erreichen können.“ Weshalb einstige Befindlichkeiten, nach denen für die einen nur der Atter- und für die anderen nur der Fuschlsee infrage kam, immer mehr in den Hintergrund rücken. „Jeder See ist mittlerweile gefragt, wir haben erst gestern wieder etwas am Irrsee verkauft“, berichtet Muhr.

Gerade die Westösterreicher seien durchaus bereit, sich über die Grenze hinweg zu bewegen. „Für diese Klientel ist der Gardasee ganz groß im Kommen“, weiß die Maklerin. Neben den reinen Seegründen haben im Salzburger Land ebenso wie in Kärnten die Preise für Aussichtslagen am Hang angezogen. Preislich interessant sind laut Muhr derzeit noch Investorenprojekte mit Aussicht, wie aktuell ein Haus mit neun Wohnungen am Mondsee. Das hat allerdings keine touristische oder Zweitwohnsitz-Widmung, sondern ist nur für potenzielle Mieter oder Käufer mit Hauptwohnsitz-Absichten nutzbar. Dafür punktet es eben mit guten Aussichten – sowohl, was den See, als auch, was die Wertsteigerung angeht.

>> Liebhaberobjekte mit privatem Seezugang

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