Ukraine-Krieg

Russen vor Teilsieg im Donbass

Ostspitze des ukrainischen Frontvorsprungs vor dem Fall. Chef der Afrikanischen Union bat Putin um Ende der Getreideblockade.

Kiew/Moskau/Dakar. Hundert Tage nach Kriegsbeginn zeigte sich am Freitag sowohl die Regierung in Moskau als auch in Kiew siegessicher: „Der Sieg wird unser sein“, sagte der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskij, in einem Video. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wiederum betonte, die „Operation“ werde bis zum Erreichen „aller Ziele“ fortgesetzt – eines davon, den „Schutz der Menschen in den Republiken Luhansk und Donezk“, habe man schon weitgehend erreicht.

Im ukrainischen Frontvorsprung im Donbass hielten die Kämpfe an, wobei Sewerodonezk, die exponierteste Stadt im Osten, nun vor dem Fall steht. Russen und Tschetschenen haben sie großteils erobert, es gibt Berichte über einen taktischen Rückzug der Ukrainer über den Donez in die Zwillingsstadt Lyssytschansk. Kleine Vorstöße gelangen den Russen dort im Hinterland der Verteidiger. Das britische Militär erwartet einen Teilsieg im Osten des Frontvorsprungs binnen 14 Tagen, dann wäre die Region Luhansk ganz erobert und ein weiterer Stoß in den Rest der Region Donezk erwartbar.

Migrationswelle durch Hungersnöte

Wegen der Sperre ukrainischer Getreideexporte durch Russland, die die Ernährungslage in vielen Staaten speziell Afrikas erschwert, traf der Chef der Afrikanischen Union, Senegals Präsident Macky Sall, am Freitag Wladimir Putin in Sotschi. Er wollte auf den Kreml-Herrn einwirken, die Sperre wegen drohender Hungersnöte zu beenden. Freilich hieß es, Putin wolle Sall dazu bringen, im Westen das Ende der Sanktionen gegen Moskau zu fordern. Russlands Außenminister, Sergei Lawrow, führt in Kürze in der Türkei Gespräche über die Getreidekrise. Experten orten den Plan Putins, Migration in den Westen durch Hunger zu schüren. (ag./wg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2022)

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