Quergeschrieben

Warum man nicht auf Kissingers Gerede zur Ukraine hören darf

Der ehemalige US-Außenminister rät angeblich zu „Realpolitik“, in Wahrheit aber zu einer Lösung wie in Vietnam: Verbündete können im Stich gelassen werden.

Also sprach Henry Kissinger beim Weltwirtschaftsforum in Davos: Die Regierung in der Ukraine soll sich mit dem Gebietsverlust an Russland abfinden – im Gegenzug für einen Friedensvertrag. Und alle hörten ergriffen zu. Auch deshalb, weil sich so manche in Europas Politik und Gesellschaft in ihrer Meinung bestätigt sehen.

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Aber ausgerechnet Kissinger? Man sollte nicht auf ihn hören. Nicht, weil er sich mit beachtlichen 99 Jahren Gehör verschaffen kann, nicht, weil er im 21. Jahrhundert noch in den Kategorien des vorigen Jahrhunderts denkt, wie ihn Vertreter der Ukraine postwendend vorgeworfen haben, nicht, weil er den Zerfall der Habsburg-Monarchie für die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts hielt, wie er mir in einem Interview 2003 erklären wollte – ähnlich wie Putin 2005 den Zerfall der Sowjetunion als größte Katastrophe eben dieses Jahrhunderts beschrieb. Beide blendeten die Weltkriege völlig aus. Nicht Millionen Tote waren das Drama, sondern Machtverlust.

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