Mit dem Sommer kehrt die Italiensehnsucht zurück – und mit ihr eine Reihe von verzerrten Bildern: Dahinter steckt eine lange und komplizierte Beziehungsgeschichte voller Missverständnisse.
Wer kennt ihn nicht, diesen besonderen Moment, an dem Italien wirklich beginnt: der Geschmack des ersten Espresso im Autogrill löst ihn aus oder das plötzlich so laute Gewirr aus Stimmen und Verkehr; eine Schwalbe, Zypressen, das Licht über Rom. Doch auch mit der Verzweiflung am Zebrastreifen setzt Italien ein, dem Ärger über den Müllberg vor dem Palazzo, diese sich stets wiederholende Empörung: Was stellen die Italiener bloß an mit ihrem schönen Land?
Die Ankunft in Italien aus dem Norden hört, schmeckt, fühlt – empfindet man. Denn Italien ist für den Besucher kein geografischer Ort. Es ist eine fixe Idee: die Vorstellung eines leichteren Lebensgefühls, ein Versprechen nach Schönheit. Selbst dem Besucher, der die Sprache nicht beherrscht, ist das Land vertraut. Eine Italienreise ist stets Rückkehr zu Bekanntem: zu den Kunstschätzen, der Landschaft, der Speisekarte.