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Ukraine

Ein Leben für Tschernobyl

Vor einem Jahr führte Oleksandr Rybak „Die Presse“ anlässlich des 35. Jahrestages des Reaktorunglücks in das AKW Tschernobyl. Dann kam der russische Überfall auf die Ukraine. Er und seine Frau mussten fliehen. Nun sind sie zurück und helfen den Menschen in und um Tschernobyl.

Nur langsam löst sich die weiße Dampfwolke am Himmel über Oleksandr Rybak auf. Von seinem beschaulichen Garten aus, der nur durch einen schmalen Holzzaun von der kleinen Straße nebenan abgetrennt ist, betrachtet er den dichten Kondensstreifen einer russischen Rakete, die Richtung Kiew fliegt. Langsam zieht er an seiner Zigarette und nippt an einem Becher lauwarmen Kaffees. Mit seiner typischen Sorgenfalte im Gesicht blickt er nach oben. Die Welt hat sich wieder einmal verändert.

In den frühen Morgenstunden des 24. Februar überfällt Russland, vom nahegelegenen Belarus aus, Oleksandrs Heimat. Es herrscht Krieg, und es ist nur mehr eine Frage von Stunden, bis der kilometerlange russische Militärkonvoi, der auf Kiew zusteuert, in Dytjatky eintreffen wird. Der Ort liegt an der Grenze der kontaminierten Sperrzone von Tschernobyl und ist namensgebend für den größten militärischen Checkpoint, der das Atomkraftwerk und die „Chernobyl Exclusion Zone“ gleichermaßen vor unerwarteten Eindringlingen schützen soll.

Seit mehr als 13 Jahren leben Oleksandr und seine Frau, Michaela, am Rand der Zone und gehören zu den führenden Experten der Nuklearkatastrophe. In dieser Zeit begleiteten sie Tausende Menschen in die Unglückszone. Vor einem Jahr führte Oleksandr auch „Die Presse" nach Tschernobyl und ermöglichte Zugang zum stillgelegten Reaktor 3 und in den zerstörten Kontrollraum von Reaktor 4 im Atomkraftwerk.

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