Netzwerk-CD-Receiver

Streaming und Silberscheibe vereint

Schick mit Blick auf die CD – das Design des mit Oberseite in Silber oder Schwarz erhältlichen Technics SA-C600 ist sehr geglückt – die Wahl der Displayschrift weniger.
Schick mit Blick auf die CD – das Design des mit Oberseite in Silber oder Schwarz erhältlichen Technics SA-C600 ist sehr geglückt – die Wahl der Displayschrift weniger.(c) Technics
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Streaming ist in, die gute alte CD aber noch lang nicht out. Receiver, die Netzwerkfähigkeit mit CD-Abspielmöglichkeit kombinieren, sind aber rar. Technics stößt in diese Lücke.

Totgesagte leben länger. Das gilt nach der Schallplatte nun offensichtlich auch für die CD, deren Absatzzahlen im Vorjahr erstmals seit 2004 wieder gestiegen sind. Entsprechend wünschen viele, dass kompakte All-in-one-Systeme auch CDs abspielen können. Und natürlich soll heute Netzwerk-Konnektivität an Bord sein. Das Angebot an Netzwerk-CD-Receivern ist allerdings überraschend überschaubar und von Marken wie Block Audio, Cocktail Audio oder Sonoro besetzt.

Nun hat Technics mit dem SA-C600 eine solche All-in-one-Lösung auf den Markt gebracht, die Verstärker, Netzwerk-Streamer und eben CD-Player vereint – und mit knapp 1000 Euro preislich so manche weniger renommierte Marke unterbietet. Optisch ist ein großer Wurf gelungen. Auch ohne Hingucker wie die für die teureren Technics-Verstärker typischen VU-Meter hat der Receiver optisch Charakter und passt gleichzeitig fast zu jedem Stil. Der CD-Teil ist als Toploader ausgeführt, eine wegdrehbare, durchsichtige Abdeckung erlaubt es, der CD beim Rotieren zuzusehen – auch die Silberscheibe weckt heute nostalgische Gefühle. Daneben empfängt der SA-C600 alle Arten von Radio (UKW, DAB+, Internet), verfügt über WLAN und Bluetooth (beim ersten Pairing zickig) und kann auf Streamingdienste zugreifen. Zudem stehen digitale und analoge Anschlüsse inklusive Kopfhörer, USB und Phono-Eingang zur Verfügung.

Ohne App ein nur halbes Vergnügen. Die Flut an Quellen will gebändigt werden, womit wir bei einem Schwachpunkt des SA-C600 sind: Die Fernbedienung hat nur dezidierte Tasten für Radio und Bluetooth, durch alle anderen Eingänge und Services muss man sich mit „rauf-runter“ durchklicken. Das ist mühsam, in Verbindung mit der Schriftgröße des (Touch-)Displays, die sich aus typischer Wohnzimmer-Entfernung kaum entziffern lässt, ist es fatal. Oder wäre es, gäbe es nicht eine App, die – mithilfe der Anleitung – den Aufruf von Streamingdiensten oder Radiostationen erst handelbar macht. Mit der Fernbedienung sind in der Praxis nur Grundfunktionen (inkl. CD) zu steuern, was angesichts der Vielseitigkeit des Geräts schmerzlich ist.

Die Technics-App heilt hier (fast) alle Wunden. Sie ermöglicht auch erweiterte Einstellungen inklusive Anpassung an den Raum (mit iOS-Geräten mit Einmessung). Allerdings braucht es gleich zwei Apps, die WLAN-Einrichtung erfolgt über die Google-App. Wer bereits in Google Home zu Hause ist, ist im Vorteil, ansonsten ist noch eine Registrierung fällig. Dafür kann der Technics bei Chromecast-Multiroom mitspielen.

Ein großes Plus des SA-C600 ist der Klang, den man in der Qualität von einem All-in-one-Gerät nicht unbedingt erwartet. Der Technics spielt im besten Sinne sauber, ohne kalt oder harsch zu wirken, im Gegenteil, das Klangbild ist eher rund und offensichtlich auf Langzeittauglichkeit abgestimmt, wobei auch Partylautstärke keine Probleme macht. Im Vergleich mit dem reinen Verstärker SU-G700 aus gleichem Haus schlägt sich der CD-Netzwerk-Receiver wacker, der doppelt so teure SU-G700 enthüllt etwas mehr Details, hat mehr Tiefbass und spielt bei hoher Lautstärke kontrollierter. Bedenkt man den Klassenunterschied, gibt sich der SA-C600 aber keine Blöße.

Verbunden mit der überkompletten Funktionalität des Technics-Receivers und dem gelungenen Design ist man geneigt, über kleine Makel bei der Bedienung hinwegzusehen (es gibt ja noch die App) und – nicht zuletzt angesichts des relativ moderaten Preises – eine Empfehlung auszusprechen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.06.2022)

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