Säbelrasseln

Nordkorea schießt erneut mehrere ballistische Raketen ab

Südkoreanischer Bericht über den Abschuss nordkoreanischer Raketen am 5. Juni 2022.
Südkoreanischer Bericht über den Abschuss nordkoreanischer Raketen am 5. Juni 2022. APA/AFP/ANTHONY WALLACE
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Am Tag nach dem Ende einer gemeinsamen Militärübung von Südkorea und den USA sollen acht nordkoreanische Kurzstrecken-Raketen ins Japanische Meer gefeuert worden sein.

Ungeachtet internationaler Sanktionen hat Nordkorea nach südkoreanischen Angaben erneut mehrere ballistische Raketen getestet. Aus dem kommunistischen Land seien am Sonntag "acht ballistische Kurzstrecken-Raketen" ins Japanische Meer geschossen worden, erklärte der Generalstab der südkoreanischen Armee. Am Vortag hatten Südkorea und die USA ihr erstes groß angelegtes gemeinsames Militärmanöver seit mehr als vier Jahren beendet.

"Unser Militär hat acht ballistische Kurzstrecken-Raketen ausgemacht, die aus dem Gebiet Sunan in Pjöngjang abgeschossen wurden", teilte der südkoreanische Generalstab mit. Die Raketen seien alle innerhalb von etwa einer halben Stunde gezündet worden. Südkorea habe "in Vorbereitung auf weitere Raketenstarts" in Nordkorea seine Wachsamkeit verstärkt und arbeite dabei "eng" mit den USA zusammen.

Vorbereitung "auf alle Eventualitäten

Der US-Sonderbeauftragte Sung Kim war zudem am Samstag nach Gesprächen mit seinen südkoreanischen und japanischen Amtskollegen Kim Gunn und Takehiro Funakoshi aus Seoul abgereist. Bei den Gesprächen ging es um eine Vorbereitung "auf alle Eventualitäten". Die USA und Südkorea befürchten, dass sich Nordkorea auf einen siebenten Atomtest vorbereitet. Bei seinem Besuch in Seoul sagte Kim, die amerikanische Regierung habe Pjöngjang gegenüber sehr deutlich gemacht, dass sie zu diplomatischen Gesprächen bereit sei. Man könne über alle Themen sprechen, die für Pjöngjang von Interesse seien, auch über die Lockerung von Sanktionen.

Am Samstag hatten Südkorea und die USA eine großangelegte, dreitägige Militärübung beendet, an der unter anderem der US-Flugzeugträger "USS Ronald Reagan" beteiligt war. Es war das erste gemeinsame Manöver der beiden Verbündeten, seit Yoon Suk-yeol, der eine härtere Linie gegenüber Pjöngjang verfolgt, vergangenen Monat sein Amt als südkoreanischer Staatschef angetreten hatte.

Außerdem war es die erste gemeinsame Militärübung mit einem Flugzeugträger seit November 2017. "Die Übung hat die Entschlossenheit beider Länder gefestigt, entschieden auf jegliche nordkoreanische Provokation zu reagieren", erklärte der südkoreanische Generalstab.

Proben für einen Einmarsch in Nordkore?

Pjöngjang hat immer wieder gegen die gemeinsamen Manöver protestiert und sie als Proben für einen Einmarsch in Nordkorea kritisiert. Go Myong-hyun vom Asan Institute for Policy Studies sagte der Nachrichtenagentur AFP, Nordkorea habe die Raketen am Sonntag anscheinend abgeschossen, "weil das Ausmaß der gemeinsamen Manöver aus seiner Sicht zugenommen hat".

Nordkorea nahm in diesem Jahr bereits 23 Raketentests vor. Zuletzt schoss das international isolierte kommunistische Land am 25. Mai kurz nach einem Besuch von US-Präsident Joe Biden in Südkorea drei Raketen ab, darunter mutmaßlich seine größte Interkontinentalrakete. Die US-Regierung verhängte daraufhin neue Sanktionen gegen Nordkorea. Im UN-Sicherheitsrat scheiterten die USA mit ihrem Vorstoß für härtere internationale Strafmaßnahmen gegen Pjöngjang allerdings am Veto von China und Russland.

Die USA warnen bereits seit Wochen, Nordkorea könne bald erstmals seit 2017 wieder einen Atomwaffentest vornehmen. In der Folge des damaligen Atomwaffentests hatte sich der UN-Sicherheitsrat das bisher letzte Mal auf Sanktionen gegen Pjöngjang einigen können. Nordkorea verfügt nach Diplomatenangaben über Atombomben und ballistische Raketen, hat es demnach aber bis dato nicht geschafft, diese beiden Technologien zusammenzuführen.

Die Führung in Pjöngjang gibt ihr Streben nach Atomwaffen nach südkoreanischen Angaben trotz eines großen Corona-Ausbruchs in dem verarmten Land nicht auf. Experten befürchten sogar, dass Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un seine Pläne für einen erneuten Atombombentest beschleunigen könnte, um die Bevölkerung von den verheerenden Folgen des Corona-Ausbruchs abzulenken.

(APA/AFP/dpa)

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