Ob sich am Ende des Pfingstwochenendes der Heilige Geist bereits verzogen und sich in den Wolken zum Schlaf gebettet hatte?
Oder hatte es mit dem Rangnick-Effekt und einem schwäbischen Energiesparmodus in Krisenzeiten zu tun? Im Prater blieb es jedenfalls stockfinster, und erst als beim zweiten Nations-League-Spiel der Gruppe in Split die Halbzeit um war, ging im Wiener Ernst-Happel-Stadion allmählich ein Licht an – und dann ein zweites.
Das Länderspiel zwischen Österreich und Dänemark startete mit 90-minütiger Verspätung: Es ging also schon zu Beginn in die Overtime, und am Ende war Mitternacht vorbei. Ein Geisterspiel war es indes keineswegs. Vielleicht sollten sich die Fußballfans – siehe Champions-League-Finale in Paris – darauf einstellen, dass die Matches mehr oder weniger cum tempore anfangen.
Für Stadion-Rocker wie die Rolling Stones gilt das allemal. Es soll überdies ein wenig schummrig sein, aber nicht zu sehr. Nach dem Motto des Konzertfilms unter Regiemeister Martin Scorsese: „Shine a Light“. Die Steine rollen heran, im Münchner Olympiastadion holten sie „Out of Time“ aus dem Repertoire und Mick Jagger kramte sein Deutsch hervor: „Servus, Minga.“ Bajuwarisches Kauderwelsch. Im Wiener Prater könnte es der alte Hexenmeister Mitte Juli mit einer Zauberformel versuchen: „Fiat Lux!“ (vier)
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2022)