Neue Turnierserie

Die Golfstars und der Lockruf des Geldes

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Die umstrittene „LIV Golf Invitational Series“ startet in London. Sein Comeback bei der von Saudi-Arabien finanzierten Tour gibt nun auch Major-Sieger Phil Mickelson, der das Projekt einst beinahe zu Fall gebracht hat.

London. Auch nach Tiger Woods hatten sie geangelt, doch der Golf-Superstar ließ sich auch mit einer hohen neunstelligen Antrittsprämie nicht ködern. Nun aber ging den Veranstaltern der neuen und umstrittenen LIV Golf Invitational Series doch noch der zweitgrößte mögliche Fisch ins Netz: Phil Mickelson, mit sechs Major-Siegen nach Woods (15) zweiterfolgreichster aktiver Profi, wird ab Donnerstag beim Auftaktturnier in London abschlagen. Neunstellig dürfte auch sein Handgeld ausgefallen sein. Dustin Johnson, neben Mickelson prominentester Teilnehmer, hat kolportierte 125 Millionen Dollar kassiert.

Für den 51-jährigen Mickelson ist es das erste Golf-Turnier nach seiner selbstgewählten viermonatigen Auszeit, in der er auch auf die PGA Championship verzichtete, die er im Vorjahr gewonnen hatte (ältester Major-Sieger überhaupt). Anlass dafür waren veröffentliche Aussagen von Mickelson, der eigentlich Spieler für die neue LIV-Serie rekrutieren sollte. Dass diese von Saudi Arabien finanziert wird und Teil der Sportwashing-Strategie des wegen Menschenrechtsverletzungen kritisierten Landes ist, nahm er ganz bewusst in Kauf. Schließlich galt es, Druck auf die nordamerikanische PGA-Tour auszuüben, mit der er trotz seiner 45 Turniersiege dort gebrochen hatte („Diktatur“, „widerwärtige Gier“). Dann aber bezeichnete Mickelson seine saudischen Partner mit Blick auf den Mordfall Khashoggi als „scary motherfuckers“, er musste sich entschuldigen – und verordnete sich eine Auszeit.

Nun mögne Mickelson und seine 47 Mitstreiter die LIV-Serie noch so sehr als Neustart und Chance für den Golfsport titulieren – die Turniersieger werden nur über 54 Löcher und drei Tage ausgespielt –, den Vorwurf der eigenen Geldgier werden sie angesichts der Antritts- und Preisgelder nicht los. So ist der Auftakt im Londoner Centurion Golf Club mit 20 Millionen Dollar dotiert – der Sieger bekommt vier Millionen Dollar. Selbst das deutsche Aushängeschild Martin Kaymer sagt: „Dass das Finanzielle auch bei LIV Golf eine Rolle spielt, das muss man nicht leugnen.“ Dem Lockruf des Geldes sind weitere Stars wie Sergio Garcia, Lee Westwood oder Ian Poulter gefolgt. Auch Bernd Wiesberger hat für die Serie genannt.

Sportoffensive in der Wüste

Hinter den vorerst acht Turnieren steht der saudische Public Investment Fund. Vorsitzender ist Kronprinz Mohammed bin Salman, der De-facto-Herrscher Saudi-Arabiens, der auch die Vision 2030 mit Augenmerk auf Sport-Investments ausgegeben hat. Die Liste an Events in Saudi-Arabien ist inzwischen lang: Formel 1, Rallye Dakar, Endspiele des italienischen und spanischen Fußball-Supercups, Südamerika-Gipfel zwischen Brasilien und Argentinien, Wrestling, Boxen, Schach-WM. Im Vorjahr hat der Staatsfonds den Premier-League-Klub Newcastle United gekauft. Und nach Golfturnieren im Wüstenstaat lanciert man nun die eigene Serie. Auch Dschidda wird eine Station der LIV-Serie sein, zwei Turniere in den USA (Bedminster, Miami) werden auf Plätzen des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump gespielt.

PGA und DP World Tour (vormals European Tour) haben bereits angedroht, Teilnehmer der LIV-Serie zu sanktionieren. Wie diese Strafen ausfallen könnten, ist noch offen. Um solchen zu entgehen, hat sich der zweifache Major–Sieger Dustin Johnson gleich ganz von der PGA Tour zurückgezogen. „Schwer abzuschätzen, was die Konsequenzen sein könnten, aber ich habe meine Mitgliedschaft zurückgelegt.“ Ob Johnson bei den US Open in diesem Monat antreten darf, ist offen.

Tiger Woods, der LIV-CEO Greg Norman zufolge das „unglaubliche“ Startgeld für die neue Serie abgelehnt hat, meinte zuletzt: „Ich glaube an Major-Turniere, an große Events, den Vergleich mit Spielern aus der Vergangenheit. Es ist genug Geld da draußen. Du musst hinausgehen, darum spielen, es verdienen. Es ist nur nicht im Voraus garantiert.“

(joe)

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