Was denkt die A-Schicht über den Krieg in der Ukraine? Beamte und Geschäftsleute stellen sich schicksalsergeben auf eine lange Krise ein. Und Ultrakonservative rufen nach mehr Härte.
Wie es zum Einbruch des Bausektors im Kaliningrader Gebiet gekommen sei, interessierte sich Wladimir Putin bei einer Videokonferenz mit dem dortigen Gouverneur unlängst. „Seit dem Beginn der militärischen Spezialoperation sind die logistischen Routen zeitweilig gestört“, erklärte Gebietschef Anton Alichanow umständlich. Man habe bisher viel aus dem Ausland angekauft. Nun sind die Grenzen dicht.
Sofort rügte Putin den Untergebenen für seine „unpassende“ Erklärung. Die Militäroperation dürfe nicht für den Rückgang verantwortlich gemacht werden. „Ich kann das erklären“, beeilte sich Alichanow. Aber Putin ließ ihn nicht ausreden. Das Problem gebe es schon länger, korrigierte er. „In diesem Fall darf man nicht auf unsere Militäroperation verweisen.“ „Darf man nicht“, wiederholte Alichanow geständig. „Aber Sie haben es getan!“, schäumte Putin.
Der Austausch zwischen dem russischen Präsidenten und seinem Beamten gibt Einblick in die Stimmung in Regierungskreisen. Im vierten Kriegsmonat wird die neue, harte Sanktionsrealität spürbar. Es mangelt an speziellen, bisher eingeführten Produkten: Baustoffe, Medikamente, Ersatzteile. Das von der Führung gepriesene Gegenmittel – der „Importersatz“ – fehlt an vielen Fronten. Doch wer es wie Alichanow wagt, auf unvorteilhafte Konsequenzen des russischen Angriffskriegs hinzuweisen, wird vom Oberbefehlshaber sofort zurechtgewiesen.