Prozess

Lebenslange Haft für Mord an Kriminalreporter de Vries gefordert

Medienrummel beim Protest in Amsterdam.
Medienrummel beim Protest in Amsterdam.APA/AFP/ANP/ROBIN VAN LONKHUIJSE
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Der bekannte niederländische Journalist wurde im Juli 2021 vor einem Fernsehstudio in Amsterdam erschossen. Die Staatsanwaltschaft forderte am Dienstag lebenslange Haft für die beiden mutmaßlichen Täter.

Elf Monate nach dem Mord am niederländischen Kriminalreporter Peter R. de Vries hat in Amsterdam der Prozess gegen zwei Angeklagte begonnen. Der 22-jährige Hauptverdächtige Delano G. soll de Vries am 6. Juli 2021 beim Verlassen eines Fernsehstudios in Amsterdam niedergeschossen haben, sein mutmaßlicher Komplize Kamil E. den Fluchtwagen gefahren haben. Die Staatsanwaltschaft forderte am Dienstag lebenslange Haft für die beiden mutmaßlichen Täter.

Der erste Prozesstag war geprägt von der Aussage der Kinder des Journalisten. "Warum haben Sie ihn erschossen? Für Geld? Weil Sie nicht mit ihm einverstanden waren?", fragte Kelly de Vries, die Tochter des Journalisten. Der aus den Niederlanden stammende Verdächtige Delano G. blickte dabei nur starr in den Raum, ohne eine Regung zu zeigen.

"Ich hasse Euch zutiefst", sagte Kelly de Vries mit Blick auf die Anklagebank. "Eure Kinder werden erkennen, was ihre Väter getan haben - zumindest kann ich auf meinen stolz sein. Die Leute werden sagen, dass er ein Held war."

Als die Angeklagten zuvor im Gerichtssaal mit Aufnahmen verschiedener Überwachungskameras konfrontiert worden waren, hatte Kelly de Vries darum gebeten, den Gerichtssaal zu verlassen. Eine der Aufnahmen zeigte, wie die beiden Männer unter anderem kurz vor dem Attentat vor einem Café in der Nähe des Tatorts entlang liefen.

Auch die Tat wurde aus einiger Entfernung von Überwachungskameras aufgenommen. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie de Vries eine Straße überquert und von hinten erschossen wird. Der 64-jährige Journalist erlag neun Tage später seinen Verletzungen.

Angeklagter berief sich auf Schweigerecht

Nach dem Abspielen der Aufnahmen im Gerichtssaal fragte der Richter Gert Oldekamp den Angeklagten Delano G.: "Waren Sie der Mann, der Peter R. de Vries erschossen hat?". Der 22-Jährige berief sich auf sein Schweigerecht. Sein 36-jähriger polnischer Mitangeklagte erklärte, er habe den Journalisten nicht getötet.

Der Richter verlas dann eine Abschrift von Handy-Nachrichten, die von einem Telefon abgeschickt wurden, auf dem die DNA von Delano G. nachgewiesen wurde. Wenige Minuten nach dem Attentat auf de Vries wurde von dem Telefon aus eine Nachricht gesendet, in der es hieß: "Er ist tot, KK, tot."

Die beiden Verdächtigen waren kurz nach der Tat auf einer Autobahn in der Nähe von Den Haag festgenommen worden. Vier Patronenhülsen, die am Tatort gefunden wurden, sollen aus einer Pistole mit der DNA von Delano G. stammen, die im Auto der Verdächtigen gefunden wurde.

Die Ermordung des bekannten Journalisten hatte in den Niederlanden und ganz Europa Entsetzen ausgelöst. Laut Staatsanwaltschaft handelte es sich um einen Auftragsmord. De Vries hatte sich durch seine Rolle bei der Aufklärung Aufsehen erregender Kriminalfälle sowie als Sprecher von Opfern einen Namen gemacht.

Der Reporter war zuletzt Vertrauensperson des wichtigsten Kronzeugen in einem Prozess gegen den mutmaßlichen Drogenboss Ridouan Taghi gewesen. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass das Attentat auf de Vries damit in Verbindung steht. Das Urteil gegen die beiden Angeklagten soll am 14. Juli verkündet werden.

Die Ermittlungen zu den Auftraggebern oder anderen beteiligten Parteien seien hingegen noch nicht angeschlossen, erklärte die Staatsanwaltschaft. Sie würden von einem anderen Ermittlerteam vorgenommen.

(APA/AFP)

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