Leitartikel

Trotz Zinswende wird die EZB eine Getriebene bleiben

FILE PHOTO: The European Central Bank (ECB) headquarters are pictured in Frankfurt
FILE PHOTO: The European Central Bank (ECB) headquarters are pictured in FrankfurtREUTERS
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Jahrelang taten Politik und Notenbanken so, als wären wir in einer Dauerkrise. Alle haben sich an Nullzinsen gewöhnt. Umso schwerer fällt nun die Abkehr.

Die Europäische Zentralbank (EZB) will nun endlich handeln. Die Notenbank, deren Aufgabe die Wahrung der Preisstabilität ist, will ihre Staatsanleihen-Käufe einstellen und möglicherweise im Juli die Zinsen anheben. Diese liegen seit 2016 auf dem Krisenniveau von null Prozent. 2016 gab es weder eine Pandemie noch einen Krieg in Europa. Da aber die Verbraucherpreise sich im Zaum zu halten schienen, sah man keinen Handlungsbedarf. Zu angenehm war es für die Staaten, sich billig zu verschulden, für die Kreditnehmer, sich teure Häuser leisten zu können (deren Preise ohne lockere Geldpolitik vielleicht gar nicht so hoch wären), für die Investoren, zu kaufen, was sie wollten, weil die Flut alle Boote hochtrieb.

Steigende Vermögenspreise sind schön für Menschen, die bereits reich sind – und unangenehm für solche, die es erst werden wollen. Wer in den vergangenen Jahren versucht hat, für ein Haus oder eine Wohnung zu sparen, musste zusehen, wie ihm die Preise davonliefen, weil Kredite so locker saßen und weil Anleger auf den Immobilienmarkt auswichen. Im Verbraucherpreisindex fiel das nicht groß auf: In diesem sind nur Mieten erhalten (auch die sind deutlich gestiegen), aber nicht Kaufpreise von Wohnungen.

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