(v. l. n. r.) Doris Wagner, Sektionschefin im Bildungsministerium, Werner Rosenberger, Barrierefreiheitsexperte der HGBS-GmbH, Gabriele Tamandl, Programmdirektorin von EY Entrepreneur Of The Year, Anna Marton, CEO von Specialisterne Austria, und Oliver Albl, CTO der Fabasoft AG
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Expert:innentalk

Themen im Fokus: Diversität und Inklusion

Expert:innentalk. Rund 15 Prozent der Österreicher:innen leben mit einer Beeinträchtigung, das sind mehr als 1,3 Millionen Menschen. Den Themenbereichen Diversität und Inklusion kommt insofern eine große Bedeutung zu. Welche Chancen sich dadurch ergeben, welche Rolle inklusive Strategien sowohl im Schulunterricht als auch in der Weiterbildung in Unternehmen spielen und welchen Beitrag die Digitalisierung zur gewünschten Barrierefreiheit leisten kann, waren Diskussionspunkte beim #nextlevel-Talk.

Gleich zu Beginn der Diskussion hob Anna Marton, CEO von Specialisterne Austria, ein Verein zur Förderung der Integration von neurodivergenten Menschen, die positiven Aspekte von inklusiven Maßnahmen auf betrieblicher Ebene hervor: „Es gibt eine bekannte Studie in der Schweiz, die zutage gebracht hat, dass sich Inklusionsprogramme in Unternehmen in der Pandemiezeit nachhaltig als vorteilhaft erwiesen haben, um die Krise zu bewältigen.“

Vorteile der Diversität

Laut der Studie führt dieser Ansatz in Unternehmen zu 27 Prozent weniger Burn-out-Fällen, 27 Prozent mehr Zufriedenheit in den Teams und 40 Prozent weniger Fluktuation. „Wichtig ist zu verstehen, dass diese Vorteile alle Mitarbeitende in einem Unternehmen betreffen, nicht nur die Menschen mit Beeinträchtigungen“, so Marton. „Inklusive Teams sind kreativer, stressresistenter und kommen durch die Vielfalt der Sichtweisen und eine offenere Kommunikation zu besseren Ergebnissen“, bestätigt Werner Rosenberger, Barrierefreiheitsexperte bei der HGBS-GmbH, die sich der Umsetzung innovativer Technologien und Konzepte widmet, die Menschen mit Sehbeeinträchtigungen Erleichterungen im täglichen und beruflichen Leben bringen sollen.

Den Vorteil divers aufgestellter Teams betont ebenfalls Gabriele Tamandl, Programmdirektorin von EY Entrepreneur Of The Year Österreich: „Wir sehen im Rahmen unseres Wettbewerbs, dass sich immer mehr Unternehmen dieser Tatsache bewusst werden, Inklusionsstrategien entwickeln und so die Chancengleichheit im Berufsalltag voranbringen.“
Aus der Praxis berichtet dazu ­Oliver Albl, CTO des Softwareunternehmens Fabasoft: „Wir leben Inklusion und setzen unternehmensweit auf divers aufgestellte Arbeitsteams.“ Das liege in der Überzeugung und der Natur des Unternehmens: „Wir gestalten und vermarkten unsere Softwareprodukte so, dass sie ohne Einschränkung nutzbar sind und dabei niemanden ausschließen. Die Nachfrage unserer Kunden in dieser Hinsicht steigt stetig. Es ist für uns also naheliegend, dass wir diese Produkte auch von authentischen Teams entwickeln lassen. So tragen unsere blinden Mitarbeitenden maßgeblich dazu bei, digitale Barrierefreiheit zu gewährleisten“, so Albl. Sein Fazit: „Je breiter und inklusiver eine Gruppe aufgestellt ist, desto größer ist der Ideenschatz und die Anzahl an Lösungsmöglichkeiten.“

Bunte Schule

Geht es nach Doris Wagner, Sektionschefin im Bildungsministerium, beginnt die Heranbildung eines Diversitäts-Bewusstseins bereits in der Schule: „Die Schule ist Vorbild, Gesellschaft und sie ist immer bunter. Das Thema Diversität hat gerade bei Kindern und Jugendlichen enorm an Bedeutung gewonnen.“ Von den Pädagog:innen sollte erwartet werden, dass sie nicht nur Fachkompetenzen stärken, sondern individuelle Fertigkeiten, soziale und personale Eigenschaften erkennen und fördern. „Leider gibt es auch in der Schule Tabuthemen. Das zu ändern, daran müssen wir arbeiten“, plädiert Wagner dafür, Beeinträchtigungen oder Behinderungen offen anzusprechen. Wenn das Gegenüber darüber informiert sei, könne es auch lernen, damit besser umzugehen. Für Rosenberger ist dieses frühe Lernen des Umgangs mit dem „Anderssein“ ebenfalls ein zentraler Baustein: „Kinder, die diese Lernerfahrung machen, sind dann auch als Erwachsene im Arbeitsalltag für das Thema sensibilisiert und helfen dabei, Barrieren abzubauen.“

Dass diese Offenheit auch ihre Schattenseiten haben kann, bemerkt dazu Anna Marton: „Kinder können mit Unterschieden oftmals schwer umgehen. Offenbart man seine ,Andersartigkeit‘, birgt dies die Gefahr, nur noch so wahrgenommen und stigmatisiert zu werden.“ Dies erkläre die Scham vieler Menschen, darüber offen zu sprechen. „In Zukunft sollten wir in der Schule Fächer wie Ethik und Glück unterrichten. Das würde Kindern helfen, mit sich selbst besser umzugehen und damit andere leichter zu akzeptieren.“

Ein Führungsthema

„Inklusion und Diversität sind jedenfalls Führungsthemen. Um sie zu etablieren, sind in der Schule die Direktor:innen gefordert, in der Lehre die Berufsbildungsverantwortlichen und in Unternehmen die Managementebenen“, meint Wagner, die es gern sehen würde, wenn der negativ konnotierte Blick auf „Fehler“ darauf umgelenkt wird, die individuellen Stärken zu erkennen und zu betonen: „Es geht darum, Stärken zu stärken.“ Rosenberger nennt es den „Blick auf Leistung und Qualifikation statt die Perspektive der Behinderung.“ Was geschehen muss, um in Organisationen Diversität zu leben und Chancengleichheit zu realisieren, erläutert Marton: „Das ist ein Prozess in zwei Schritten. Zuerst müssen lenkende Verantwortliche verstehen, dass viele nicht inklusive Regeln und Standards unabsichtlich und unbewusst aufgestellt werden. Erst daraufhin kann der zweite Schritt gesetzt werden, indem man Maßnahmen ergreift.“ Dafür brauche es Know-how und Sensibilität sowie die Einbeziehung betroffener Personen im Unternehmen.

Die Probleme, die bei dieser Einbeziehung und der Öffnung des Bewusstseins für das Thema auftreten können, hebt Gabriele Tamandl nochmals hervor: „Viele Personen verschweigen ihre Behinderungen, wenn diese nicht augenscheinlich und für jeden leicht ersichtlich sind. Führungskräfte sollten hier hinterfragen und klar machen, dass keine Repressalien drohen.“ Es fehle die Selbstverständlichkeit der Akzeptanz: „Hier hat die Gesellschaft noch einiges zu lernen.“

Einig sind sich die Expert:innen, dass die Digitalisierung eine starke Rolle in Bezug auf Inklusion und Chancengleichheit spielt. „Corona hat gezeigt, dass man Menschen mit Beeinträchtigungen mit digitalen Produkten gut helfen kann, sofern auf die Usability von Soft- und Hardware geachtet wird. Es gibt mittlerweile unzählige technische Möglichkeiten, um barrierefreie digitale Kommunikation zu ermöglichen.“

Gelungene Digitalisierung

Dass eine barrierefreie Software viele Wege eröffnet, weiß ­Oliver Albl: „Software gestalten wir bei Fabasoft so, dass es keine Ausgrenzung gibt und alle Menschen erreicht werden können. Für barrierefreie Software gibt es ja heute bereits eigene Zertifizierungen.“

Hoffnung setzt ­Rosenberger bei diesem Thema auf die künstliche Intelligenz: „Schon jetzt leistet KI einen Beitrag. Künftig wird vor allem eine perfektionierte Sprachfunktion bei digitalen Tools sehr hilfreich sein, um Menschen mit Behinderung zu integrieren.“ Was Software leisten muss, bringt schließlich Gabriele Tamandl auf den Punkt: „Sie soll es ermöglichen, dass jede Person, egal welche Beeinträchtigung sie hat, am öffentlichen und beruflichen Leben teilhaben kann. Dann kann man von einer gelungenen Digitalisierung sprechen.“

Unternehmen im Talk

Specialisterne Austria
Specialisterne Austria ist das ­österreichische Kompetenzzentrum für das Thema Autismus und Arbeit, setzt sich für Toleranz und Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt ein und identifiziert, qualifiziert und vermittelt Talente im Autismusspektrum in Mangel- und Zukunftsberufe.
https://at.specialisterne.com

HGBS-GmbH
Die HGBS-GmbH ist eine
100-prozentige Tochter der Hilfsgemeinschaft. Sie widmet sich schwerpunktmäßig der Umsetzung innovativer Technologien und Konzepte zu ­konkreten Produkten, die Menschen mit Sehbeeinträchtigungen Erleichterungen im täglichen und beruflichen Leben bringen sollen.
www.hilfsgemeinschaft.at/hgbs-gmbh

EY Österreich
EY Österreich ist eine Prüfungs-
und Beratungsorganisation und
bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen Dienstleistungen wie Wirtschaftsprüfung, Steuer­beratung, Transaktionsberatung und
Managementberatung an.
Seit 2006 zeichnet EY Österreich
jährlich Österreichs Top-Unternehmer mit dem Entrepreneur Of The Year Award aus.
www.ey.com/at

Fabasoft
Das Linzer Softwareunternehmen Fabasoft steht für Digitalisierung, Beschleunigung und Qualitäts­steigerung von Geschäftsprozessen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die strategische Beteiligung an jungen IT-Unternehmen.
Fabasoft zählt zu den führenden europäischen Softwareherstellern und Cloud-Dienstleistern, hat ­seinen Hauptsitz in Linz und unterhält Tochtergesellschaften in
Deutschland, Österreich,
der Schweiz und den USA.
www.fabasoft.com

INITIATIVE #NEXTLEVEL

Das Softwareunternehmen Fabasoft bietet jungen Digitalschmieden, die Lösungen oder Softwareprodukte für den Einsatz in dokumentenintensiven Branchen entwickeln, eine strategische Partnerschaft an.

Die #nextlevel-Initiative von Fabasoft, EY und der „Presse“ ist an Entrepreneure gerichtet, die den nächsten Wachstumsschritt mit Fabasoft gehen möchten.

Folgende Kriterien sollten Interessierte erfüllen:

  • Die Unternehmer:innen tragen die
    Verantwortung für ihren Betrieb,
    haben eine aktive Position und
    sind maßgeblich für das bisherige
    Wachstum verantwortlich.
  • Sie tragen das wirtschaftliche
    Risiko und halten wesentliche Anteile
    am Unternehmen.
  • Der Unternehmenssitz liegt in
    der D-A-CH-Region oder im benachbarten Ausland.
  • Der Umsatz beträgt ab zwei
    Millionen Euro aufwärts.
  • Die digitalen Lösungen sollen
    Optimierungen für dokumenten­intensive Branchen bringen.

Bewerbung:
nextlevel@fabasoft.com

Weitere Information unter:
diepresse.com/nextlevelinitiative

Information

Die Seite beruht auf einer Medienkooperation mit der „Presse“ und ist entstanden mit finanzieller Unterstützung von Fabasoft AG.

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