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Interview

Für mehr Offenheit und einen Perspektivenwechsel

Oliver Albl, CTO der Fabasoft AG.
Oliver Albl, CTO der Fabasoft AG. (c) Roland RUDOLPH
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Interview. Fabasoft-CTO Oliver Albl über Barrierefreiheit und die Zusammenarbeit mit Menschen mit Beeinträchtigungen.

Was genau bedeutet der Begriff ­„Barrierefreiheit“ bei digitalen ­Anwendungen und wie setzt Fabasoft diese Barrierefreiheit um?

Eine Anwendung oder ein Inhalt ist barrierefrei, wenn Menschen mit Beeinträchtigungen selbstständig und ohne Einschränkungen in der Lage sind, damit umzugehen. Es gibt internationale Richtlinien für Barrierefreiheit, die sogenannten Web Content Accessibility Guidelines (WCAG).

Zu den wichtigsten Anforderungen zählen Alternativen für sinnesabhängige Inhalte. Blinde User können beispielsweise Bilder, Logos, grafische Links oder Buttons nicht sehen, Gehörlose Audioinhalte im Film nicht hören. Es benötigt demnach andere Optionen. Das kann beispielhaft die Ergänzung mit einer Übersetzung in Gebärdensprache sein oder für Blinde eine Audiodeskription als Zusatzkanal.

Es gibt mit dem Web Accessibility Certificate Austria (WACA) ein Qualitätssiegel, um Barrierefreiheit im Web nach den internationalen W3C-Richtlinien nach außen erkennbar zu machen. Die Fabasoft Cloud war 2019 europaweit die erste Web-Applikation, die mit dem ­WACA-Zertifikat ausgezeichnet wurde. 2020 folgte beim E-Award der Sonderpreis „Barrierefreiheit in der IT“ in der Kategorie „Soziale Verantwortung“.

Das ist kein Zufall. Seit vielen Jahren beschäftigen wir ein Expert:innenteam, das sich ausschließlich mit den Themen Usability und Accessibility. So verfolgt Fabasoft bereits beim Design neuer Funktionalitäten und Bedienelemente das Ziel, Menschen mit Beeinträchtigung sowohl bei der Eingabe als auch bei der Darstellung bestmöglich zu unterstützen.

Sie haben das Expert:innenteam angesprochen. Sind hier auch Menschen mit Beeinträchtigungen tätig?

Selbstverständlich. Wer könnte eine barrierefreie Software besser testen oder entwickeln als eine beeinträchtigte Person? Wir haben bereits vor zehn Jahren damit begonnen und damals mit Mario Batusic einen blinden IT-Informatiker eingestellt, der sich auf Barrierefreiheit spezialisiert hat. Generell sehen wir an vielen Positionen und in vielen Funktionen das Potenzial von Menschen mit Beeinträchtigungen, die zugleich fachlich qualifiziert sind.

Viele Unternehmen schrecken vor solchen Initiativen zurück, weil sie vielleicht fürchten, dass die Zusammenarbeit mit Menschen mit Beeinträchtigungen Probleme mit sich bringt. Was würden Sie diesen Unternehmen raten?

Offenheit und einen Perspektivenwechsel. Statt den Blick auf die Beeinträchtigung zu lenken, gilt es die spezifischen Vorteile im Fokus zu haben. Wir sind für dieses Thema sehr sensibilisiert und haben ausschließlich positive Erfahrungen gemacht. Die neuen Ideen und Denkweisen helfen, unsere Produkte immer besser zu gestalten und bereichern das gesamte Team auch auf menschlicher Ebene.
Ich kann Inklusion in diesem Sinne nur empfehlen. Menschen mit Beeinträchtigung haben besondere Fähigkeiten, auf die man einfach genau hinschauen sollte. Inklusion macht uns zu einem besseren Unternehmen, weil wir am Ende nicht nur Technokraten, sondern vor allem ­Menschen sind.

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