Kritiker wünschen sich vom Bundespräsidenten mehr Schneid und klarere Standpunkte. Wie sind Van der Bellens Aussagen aber aus fachlicher Sicht zu bewerten? Ein Rhetorik-Experte gibt Einblicke.
„Kehren Sie mal vor der eigenen Tür und gebärden sich hier nicht als Wirtschaftsfachmann“ oder „Was meinen Sie denn damit, verdammt nochmal“. Sätze, die mit ihrer Direktheit durchaus aus den Reihen der FPÖ sein könnten. Sie stammen aber tatsächlich von niemand anderem als Alexander Van der Bellen, der eher für seine bedachte und ruhige Art bekannt ist. Allerdings sind die Sager schon etwas in die Jahre gekommen. Vor über 14 Jahren, als Parteivorsitzender der Grünen, schlug der jetzige Bundespräsident noch andere Töne an. Mittlerweile wird ihm oft vorgeworfen, nicht genügend „Schneid“ zu haben.
Damals sei er noch „ein junger Hupfer“ gewesen, meinte Van der Bellen unlängst bei der Ankündigung seiner neuerlichen Kandidatur für das Amt des österreichischen Bundespräsidenten. Und obwohl die Aussage in Anbetracht seines Alters auf den ersten Blick vielleicht seltsam anmutet, ist sie durchaus begründet, meint Rhetorik-Trainer und Buchautor Gabriel Schandl. Laut ihm hat der Bundespräsident in den vergangenen Jahren eine beachtliche Veränderung vollzogen. Und das nicht erst seit Beginn seiner ersten Amtszeit vor fünf Jahren.