Kunstlicht

Documenta-Debatte: Ernte der eurozentrischen Abkehr

Die Documenta muss sich gegen den Antisemitismus-Vorwurf wehren. Begünstigt vom System des Kollektivs.

„Harvest the harvests“, also die Ernte ernten, nennt sich der Kurs, der Mitte August in der Salzburger Sommerakademie angesetzt ist: Die Lehrenden sind die zurzeit prominentesten und polarisierendsten Kuratoren weltweit, das indonesische Kollektiv Ruangrupa, dessen Documenta 15 nächste Woche eröffnet. Die Ernte aber, die sie mit dieser kunstfernsten Documenta bisher ernten wollten, ist zumindest teilweise von einem deutschen Debatten-Unwetter ungeahnten Ausmaßes zerstört – sich in Kassel in einen Plastiksesselkreis zu setzen, um dort mit Gästen aus einer großteils islamisch geprägten Welt über Solidarität, Verteilungsgerechtigkeit und Menschlichkeit zu plaudern, wird sich jetzt jeder misstrauisch überlegen.

Seit Monaten wird jetzt schließlich darüber diskutiert, ob Ruangrupa bei der Auswahl seiner Künstler und/oder Aktivisten antisemitische Tendenzen dulde. Ob und wie viele von ihnen der palästinensischen BDS-Bewegung (Boycott, Divestment, Sanctions) nahe stehen, also einer Bewegung, die dem Staat Israel die Existenz abspricht und ihn durch Boykotte destabilisieren will. Der Deutsche Bundestag bezeichnete diese Bewegung 2019 als antisemitisch und beschloss, ihren Vertretern keine Räume mehr zur Verfügung zu stellen.

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