Geldpolitik

EZB schraubt Inflationsprognose deutlich nach oben

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Die Notenbank rechnet in ihrer am Donnerstag vorgelegten Prognose mit einem deutlich schwächeren Wirtschaftswachstum und einem stärkeren Anstieg der Verbraucherpreise als im März angenommen.

Die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs dämpfen nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) die Konjunkturentwicklung im Euroraum und treiben die Inflation in die Höhe. Die Notenbank rechnet in ihrer am Donnerstag vorgelegten Prognose mit einem deutlich schwächeren Wirtschaftswachstum und einem stärkeren Anstieg der Verbraucherpreise als im März angenommen.

Demnach wird die Teuerungsrate heuer bei 6,8 Prozent liegen. Im März war die Notenbank noch von 5,1 Prozent und im Dezember von 3,2 Prozent ausgegangen. Für das kommende Jahr rechnen die Währungshüter im Jahresschnitt mit einer Preissteigerung von 3,5 Prozent (bisher 2,1 Prozent). Für 2024 sagt die EZB eine Inflationsrate von 2,1 Prozent im Währungsraum voraus (bisher 1,9 Prozent).

Die Notenbank strebt für die 19 Euro-Länder eine jährliche Teuerungsrate von mittelfristig zwei Prozent an. Getrieben wird die Inflation seit Monaten vor allem von Energiepreisen, die nach dem russischen Angriff auf die Ukraine nochmals kräftig anzogen.

Die Wirtschaft im Euroraum wird nach der neuesten EZB-Vorhersage in diesem Jahr um 2,8 Prozent zulegen (bisher 3,7 Prozent). 2023 soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 2,1 Prozent wachsen (bisher 2,8 Prozent) und ein Jahr später ebenfalls um 2,1 Prozent (bisher 1,6 Prozent).

Deutliche Abschläge an Europas Leitbörsen

Die europäischen Börsen haben am heutigen Donnerstagnachmittag auf die lang erwarteten Ergebnisse der EZB-Sitzung mit kurzen Kurssprüngen nach oben reagiert bevor sich danach wieder deutlichere Abschläge einstellten. Der Euro-Stoxx-50 lag kurz nach 14.00 Uhr 0,84 Prozent tiefer bei 3.756,99 Punkten. Der deutsche Leitindex DAX musste Abschläge von 0,61 Prozent verzeichnen und notierte bei 14.358,57 Zählern. In London ging es für den FTSE-100 um 0,62 Prozent hinunter auf 7.545,76 Einheiten.

Vor den den geldpolitischen Signalen der EZB standen vor allem Wachstumstitel, die durch höheren Zinsen gebremst würden, unter Druck. Hier traf es in Deutschland vor allem Onlinehändler. Nach den Ergebnissen der EZB-Sitzung bildete Zalando im DAX mit einem Minus von 6,7 Prozent das Schlusslicht, nur wenig besser erging es dem Kochboxenversender Hellofresh, dessen Aktien 5,8 Prozent an Wert verloren.

Öl- und Gaswerte, die im Frühhandel zu den wenigen Gewinnern gehörten, grenzten ihre Kurszuwächse ein bzw. drehten ins Minus. Die französische Totalenergies wies im Verlauf nur noch ein geringeres Plus von 0,5 Prozent auf. In London hingegen rutschte die Harbour Energy mit minus 0,3 Prozent sogar in die Verlustzone, BP konnte noch ein plus 0,7 Prozent halten. Die Ölpreise hatten am Vortag neue Höchststände seit Anfang März erreicht.

(APA)

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