Der Präsident hat die linke Konkurrenz vor den Parlamentswahlen krass unterschätzt.
Die Parlamentswahlen an den beiden kommenden Sonntagen werden für den französischen Präsidenten zu einer Zitterpartie, wie er sie so bestimmt nicht erwartet hatte. Dank der klaren Wiederwahl Ende April wollte Emmanuel Macron seine zweite Amtszeit voller Zuversicht beginnen. Die Franzosen und Französinnen hatten ihm wie schon 2017 ihr Vertrauen geschenkt.
Natürlich wusste er, dass er damit keinen Blankoscheck von den Wählern erhalten hatte. Denn viele zogen seine Wiederwahl bloß einer ungewissen oder riskanten Zukunft im Fall einer Präsidentschaft seiner rechtspopulistischen Gegnerin Marine Le Pen vor. Normalerweise bekommt der frisch gewählte Staatschef bei den darauffolgenden Parlamentswahlen auch die für das Regieren nötige Mehrheit in der Nationalversammlung. Dies durfte Macron aufgrund erster Umfragen mit Gelassenheit ins Auge fassen.