Tag eins

Nova Rock im Gatsch: "Acht von zehn Festivals hätten abgesagt"

Während der vier Tage werden insgesamt rund 225.000 Gäste erwartet.
Während der vier Tage werden insgesamt rund 225.000 Gäste erwartet.APA/FLORIAN WIESER
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Die Mehrkosten für Material und Personal gehen für die Veranstalter "in die Millionen". Das Publikum musste auf einige Bands verzichten - Muse, Marco Pogo und Rise Against traten aber auf.

Starkregen hatte dem Nova Rock-Festival, konkret dem Boden auf dem Gelände, zugesetzt, am Ende des ersten Tages herrschte dann aber doch "Hysteria". Muse, der klare Headliner des Auftakts, vergaß nicht auf diesen Klassiker. Das Trio setzte neben einer Lichtshow vor allem auf härtere Klänge. Der Organisation und den Besuchern kosteten die witterungsbedingten Umstände einiges an Nerven.

Das Publikum musste wegen des verspäteten Beginns auf einige Bands verzichten, weil der komplett durchweichte Untergrund erst wieder festivaltauglich gemacht wurde. Die Mehrkosten für Material und Personal gehen für die Veranstalter "in die Millionen", so Intendant Ewald Tatar. Er zeigte Verständnis für den Unmut angesichts der Staus bei der Zufahrt, weil einige Parkflächen nicht befahrbar waren, betonte aber auch: "Acht von zehn Festivals hätten abgesagt."

Muse, Rise Against und Marco Pogo

Zumindest für die Fans von Muse hat sich die Geduld jedenfalls gelohnt: Die britische Formation, deren neues Album "Will of the People" im Sommer erscheint, entsprach vor allem in der ersten Hälfte ganz dem Festivalnamen.

Matthew Bellamy von Muse.
Matthew Bellamy von Muse.(c) APA/FLORIAN WIESER (FLORIAN WIESER)

Wie man mit einer pointierten und aufs Wesentliche reduzierten Show punkten kann, bewiesen die US-Politrocker Rise Against. "Ich finde es gut und wichtig, dass unsere Songs auch einen Silberstreifen am Horizont beinhalten", meinte McIlrath vor dem Gig.

"Küss die Hand, Nova Rock!" Marco Pogo spielte mit seiner Band Turbobier auf der Red Stage, EAV-Coversong und Hochlied auf das Feuerwehrfest inklusive. Da durften auch in die Höhe schießende Flammen und Luftschlangen nicht fehlen. Nicht zuletzt dankte Pogo den zahlreichen Helfern und Freiwilligen, die besonders bei den heurigen Bedingungen für das Gelingen des Festivals unerlässlich sind.

Marco Pogo
Marco Pogo(c) APA/FLORIAN WIESER (FLORIAN WIESER)

New Metal und Hot Milk

New Metal geht immer bei Rockfestivals, daher herrschte gute Stimmung bei Evanescence, die einen Schuss Noir, einen soliden Sound und ihre neue Bassistin Emma Anzai mitbrachten. Sängerin Amy Lee setzte sich zwischendurch ans Klavier und erinnerte ihre Fans daran, dass das Leben kurz und daher kostbar ist. Auch wenn das aktuelle Album "The Bitter Truth" sich der Gegenwart nicht ganz verschließt, so war der Auftritt der Amerikaner nicht viel anders als in den 2000er-Jahren.

Eine kraftvolle Performance lieferten Hot Milk auf der Red Bull Stage. Die Band aus Manchester, die ihre Musik als Emo-Power-Pop bezeichnet, aber auch die Energie von Punk und die fetten Gitarren des Rock mitbringt, erhielt entsprechend großen Zuspruch. Sängerin und Gitarristin Han Mee tobte über die Bühne und wagte das Bad in der Menge. Bei Steel Panther konnte die Red Stage mit ihrem Licht-Potenzial protzen, die Optik war gut, die Band weniger. Die Amerikaner machten Hair-Metal und sprachen und sangen pubertär über Sex.

Steel Panther
Steel Panther(c) APA/FLORIAN WIESER (FLORIAN WIESER)

Kraftakt auch für Musiker

Anstrengend kann das Festivalleben aber nicht nur für das Publikum, sondern auch für Musiker sein. "Wir spielen 19 Shows in 27 Tagen", sagte ein sichtlich müder Gavin Rossdale von Bush. Die Band schöpfte bei ihrem soliden Auftritt aus der Vergangenheit ("Quicksand", "The Chemicals Between Us"), packte aber auch den Titelsong des aktuellen Albums "The Kingdom" aus. Der Gitarrenteppich war dicht gewebt, Rossdale suchte wiederholt über einen Steg Publikumsnähe, die Ermüdungserscheinungen waren weggeblasen. "Manchmal bekommt man den Eindruck, dass es heutzutage ein Nischenprogramm ist, wenn man in einer Gitarrenband ist. Aber dann kommen 60.000 Menschen zum Nova Rock, um dich zu sehen", zog der Frontman Bilanz.

Keine Blöße gaben sich die Crossover-Veteranen Clawfinger, deren Darbietung als Opener auf der Red Stage alles andere als in die Jahre gekommen wirkte. Den großen Publikumszuspruch beim Nova Rock konnte Keyboarder und Gitarrist Jocke Skog "total nachvollziehen". "Alle sind froh, dass es wieder Konzerte gibt. Aber nicht nur das. Das Schöne an Festivals ist doch, dass man Leute trifft, die man wegen der Pandemie lange nicht gesehen hat."

Den Schlusspunkt am ersten Festivaltag setzten Haddaway und Dr.Alban als Late-Night-Act, die mit baller(manne)nden Beats und entsprechenden Songs für reichlich Nostalgie sorgten - es durfte in die Nacht getanzt werden. Das Nova Rock geht am Freitag mit Bands wie Maneskin, Korn und Placebo weiter. Das Open Air ist ausverkauft und endet am Sonntag.

(APA)

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