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Das neue, alte Forum Alpbach

Im Tiroler Bergdorf sucht man heuer von 21. August bis 2. September nach Zukunftswegen für Europa. Mit geänderter Struktur will man retour zur alten Größe.

Eigentlich hätte der Titel des Vorjahrs für heuer gut gepasst. „The Great Transformation“, also die große Umwandlung, stand da als inhaltlicher Schirm über den Veranstaltungen des Europäischen Forums Alpbach (EFA). Das sei sehr vorausschauend gewesen, heuer befinde man sich bereits mitten in diesem Prozess, meinte Forumspräsident Andreas Treichl bei der Präsentation des Programms für 2022 am Mittwoch. Daher wolle man nun nach vorn blicken und unter dem Titel „New Europe“ nach Lösungen für die dramatischen Herausforderungen in Politik und Wirtschaft suchen.

Die Invasion Russlands habe Europa verändert. „Wir sind plötzlich in einem neuen Europa aufgewacht. In einem Europa, das geschwächt ist, weil es seine wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Führungsposition in den vergangenen 15 Jahren verloren und seine Verteidigung vernachlässigt hat.“ Daher habe man das Programm zuletzt noch einmal angepasst, hieß es. Zum Auftakt wird etwa die ukrainische Vizeministerpräsidentin, Olha Stefanischyna, erwartet. Weitere Gäste des Forums sind u. a. der albanische Ministerpräsident, Edi Rama, die Leiterin der Europäischen Staatsanwaltschaft, Laura Kövesi, der Direktor der FRA, der Agentur für Grundrechte der EU mit Sitz in Wien, Michael O'Flaherty, oder Nobelpreisträger Joseph Stiglitz.

Technologiegespräche bleiben

Während man bei den Gästen durchaus bekannte Namen aus den vergangenen Jahren findet, hat sich der Aufbau der Veranstaltung heuer etwas geändert. Die klassischen Gesprächsreihen wie Wirtschafts-, Rechts- und Politikgespräche wird es nicht mehr geben – sie werden zusammengeführt. „Um Lösungen zu entwickeln und Aktionen anzustoßen, müssen wir Klima, Sicherheit, Finanzen und Demokratie gemeinsam denken – und dabei die unterschiedlichen Perspektiven berücksichtigen“, erklärte EFA-Generalsekretär Feri Thierry.

Die Technologiegespräche (25. bis 27. August) finden in gewohnter Form statt, dort will man den Beitrag der Technologie für den Weg aus der multiplen Krise – Pandemie, Klimawandel, Inflation, Ukraine-Krieg – ergründen. Neu ist heuer auch die Teilung des Events in zwei Wochen: Die Conference Week (22. bis 27. August) bietet Vorträge, Plenarveranstaltungen und Workshops, in der zweiten Woche, der „Lab Week“ (27. August bis 2. September), soll es in Kleingruppen in die Tiefe gehen. Insgesamt rechnet man bei der nun wieder ausschließlich vor Ort stattfindenden Veranstaltung mit 4000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, 600 davon sollen Stipendiatinnen und Stipendiaten sein. (gral)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.06.2022)

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