Mnemonik

Die Frau, die sich alles merkt

Luise Sommer in der Wiener Opernpassage, in der eine Kunstinstallation die ellenlange Zahl Pi zeigt.
Luise Sommer in der Wiener Opernpassage, in der eine Kunstinstallation die ellenlange Zahl Pi zeigt. (c) Die Presse/Clemens Fabry
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Die Gedächtnismeisterin Luise Maria Sommer coacht Menschen, die nicht mehr vergesslich sein wollen. Ein Gespräch über alte Techniken und neue Möglichkeiten mit dem Smartphone.

An einer Stelle in der Wiener U-Bahn-Station Karlsplatz in der Opernpassage gehen die Passanten bereits seit über einem Jahrzehnt an der Zahl Pi vorbei. Die Kunstinstallation widmet sich der Kreiszahl, auf einer verspiegelten Wand steht die Drei, danach folgt die ellenlange Reihe der Zahlen nach der Kommastelle, mehrere Schritte lang. Luise Maria Sommer geht nicht an der Zahl vorbei. Sie studiert sie, buchstäblich Schritt für Schritt. Etwas später, schon nicht mehr in der Opernpassage, kann Sommer die Zahlenwurst nach der Kommastelle aus dem Stegreif aufsagen. Einfach so.

Früher sei sie immer die „vergessliche Luise“ gewesen, erzählt sie. Später, als AHS-Lehrerin, habe sie sich schon als zerstreute Professorin gesehen. Die zwei Fälle von Demenz in der Familie waren auch nicht gerade beruhigend. Irgendwann, bei einem Vortrag ihres späteren Doktorvaters, als es um Merktechniken antiker Redner ging, da habe es Klick gemacht. Sommer sagt: „Ich habe Blut geleckt.“ Zu Hause wies sie ihren damals kleinen Sohn an: „Schreib mir 20 Wörter auf.“ Das Training mit den Merktechniken begann. Die 20 Wörter weiß sie – freilich – heute noch. Es war ein Gefühl der Befreiung, erzählt Sommer. „Ich hatte nicht mehr das Gefühl des Ausgeliefert-Seins.“

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