ÖVP-Finanzen

Demonstratives Lob für Kraker aus der ÖVP

AUT, Parlament, Konstituiernede Sitzung des Nationalrates
AUT, Parlament, Konstituiernede Sitzung des Nationalrates(c) Michael Gruber / EXPA / pictured (Michael Gruber)
  • Drucken

Landeshauptmann Schützenhöfer unterstützt die Rechnungshofpräsidentin nach ihrer Kritik an der Volkspartei.

Wien/Graz. Für die ÖVP ist die Schelte des Rechnungshofs, der die offiziellen Zahlen zum Wahlkampf 2019 anzweifelt, extrem unangenehm. Ein Spitzenrepräsentant der Volkspartei, nämlich der scheidende steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, hat sich nun demonstrativ auf die Seite von Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker gestellt. „Viele in der ÖVP reden kritisch über sie. Völlig zu Unrecht“, so Schützenhöfer zur „Presse“. „Sie ist gescheit, verbindlich und ja: Sie ist genau und lässt sich nicht beirren“, sagt der Landesparteichef.

Kraker war einst seine Mitarbeiterin und hat in der Steiermark den Landesrechnungshof geleitet. „Sie hat mir auch immer wieder widersprochen und wir hatten harte Debatten. Da habe ich mich geärgert“, so Schützenhöfer. Später sei er aber froh gewesen. Widerspruch dürfe nicht verteufelt werden, es gebe ohnehin viele „Abnicker“. In Richtung seiner Parteikollegen, die über die Rechnungshof-Kritik unglücklich sind, stellt er die rhetorische Frage: „Was will man im Bundesrechnungshof? Eine Erfüllungsgehilfin? Nein. Eine Scharfrichterin? Nein.“ Sondern eine objektive Präsidentin, die alle und alles auf Herz und Nieren prüft. Genau das sei Margit Kraker.

Die Rechnungshofpräsidentin selbst hat am Samstag weitere für die ÖVP unangenehme Prüfungen angekündigt: So will sie sich sowohl die Vergabe der Coronahilfen an den ÖVP-Seniorenbund als auch die Inserate in der Zeitschrift des Vorarlberger Wirtschaftsbundes näher ansehen. Öffentliche Förderungen könne der Rechnungshof natürlich prüfen, sagte Kraker im Ö1-„Journal zu Gast“: „Und das wird uns auch interessieren.“

Verstöße meldet der Rechnungshof an den Unabhängigen Parteien-Transparenz-Senat (UPTS) im Kanzleramt. Dieser wird unter anderem die Frage klären, ob die türkis-schwarzen Seniorenorganisationen tatsächlich (wie von der ÖVP behauptet) von der Partei unabhängige Vereine sind oder vielmehr ein Teil der ÖVP. Der Rechnungshof ist der Ansicht, dass diese der ÖVP zuzurechnen sind. Von dieser Frage hänge auch ab, „was mit den Förderungen ist“, so Kraker.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2022)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Glosse

Der Mut der Pensionisten

Das wird die ÖVP-Spitze gar nicht freuen: Der scheidende Landeshauptmann, Hermann Schützenhöfer, spendet demonstratives Lob für Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker.
Im Jahr 2019 war der heutige Kanzler, Karl Nehammer, als ÖVP-Generalsekretär für den Wahlkampf von Sebastian Kurz verantwortlich.
Finanzen

ÖVP unter Schummelverdacht

Der Rechnungshof schickt einen Wirtschaftsprüfer zur Partei, weil er ihr die Wahlkampfkosten nicht glaubt. Auch bezüglich erhaltener Coronahilfen steigt der Druck auf ÖVP-nahe Vereine.
Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker will sich die Vergabe der Corona-Hilfen an den ÖVP-Seniorenbund näher anschauen.
ÖVP-Finanzen

Rechnungshof-Präsidentin hofft auf "Kooperation der ÖVP" bei Wirtschaftsprüfung

Öffentliche Förderungen könne der Rechnungshof natürlich prüfen, so Margit Kraker - "und das wird uns auch interessieren“. Die ÖVP widerspricht den vom Rechnungshof angezeigten "möglichen Verstößen".
ÖVP-Wahlwerbung in Münchendorf/Niederösterreich:  Hat der Nationalratswahlkampf 2019 nur 5,6 Millionen Euro gekostet?
Leitartikel

Die ÖVP hat ein Problem – ein weiteres

Rechnungshof-Präsidentin Margit Kraker hat sich von ihrer schwarzen Herkunft emanzipiert. Auch, wenn das manche bisher nicht wahrhaben wollten.
Parteiengesetz

Rechnungshof ortet bei ÖVP-Finanzen eine Reihe von Verstößen

Er zweifelt an den Angaben der Wahlkampf-Ausgaben der Partei bei der Nationalratswahl 2019 und wertet die Seniorenbund-Vereine als Teil der ÖVP.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.