Anstoss

Deutscher Rückschrittsfußball

Hansi Flick und Ilkay Gündogan
Hansi Flick und Ilkay GündoganIMAGO/Matthias Koch
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Die DFB-Auswahl schwächelt – wie auch die anderen europäischen Topnationen. Die Vorboten einer WM-Ablöse?

Es sind nicht die Resultate, verloren hat Deutschlands Nationalmannschaft heuer ja noch gar nicht. Ein Pflichtspiel gewonnen aber auch nicht, und deshalb bereitet fünf Monate vor WM-Anpfiff in Katar die „lasche Spielweise“ (Deutsche Presse-Agentur) der DFB-Elf Sorge. 1:1, 1:1, 1:1, 1:1 – das sind die jüngsten vier deutschen Resultate, zuletzt bei Mittelklassegegner Ungarn in Budapest.

Woran hapert's? In jahrelanger Ermangelung eines Torjägers will man die Sturmflaute mit Schnelligkeit und Kombinationen kompensieren. Doch das dafür zuständige und einst als „Moped“-Sturm gefeierte Trio Werner-Gnabry-Sané ist, so der Tenor, ein Fall für die Werkstatt.

Das ist lediglich ein Aspekt des deutschen „Rückschritts“ (Bundestrainer Hansi Flick, neuerdings auch „Sieglos-Hansi“). In Wahrheit genügt nur Manuel Neuer derzeit dem Weltklasse-Anspruch. Aber wenn ein Tormann so herausragt, dann stimmt bei den Vorderleuten etwas nicht. Flicks Analyse ist, zumindest was seine Spieler betrifft, schonungslos: Der ganzen Mannschaft fehle die Überzeugung.

Doch nicht nur in Deutschland geht im WM-Countdown nichts weiter. England verlor in Ungarn und ist wie Frankreich Gruppenletzter in der Nations League. Spanien mühte sich zum Remis gegen Tschechien. Portugal überzeugte noch am ehesten, doch um Spanien zu gefährden, reichte es auch wieder nicht. Europameister Italien ist in Katar gar nicht dabei.

Der Weg ist also frei für die anderen! Nach 20-jähriger europäischer Dominanz sind Südamerikas Titelchancen größer denn je. Tatsächlich treten Brasilien und Argentinien wie WM-Favoriten auf. Die Seleção brach den Punkterekord in der Südamerika-Qualifikation und führt nun die Fifa-Weltrangliste an. Dank Teamchef Tite ist sie längst nicht mehr so abhängig von Superstar Neymar. Argentinien ist überhaupt seit 33 Partien ungeschlagen – und wie Messi den Copa-América-Sieger zum 3:0 über Italien dirigierte („Finalissima“), lässt die Erwartungen an die Albiceleste nicht zu Unrecht in die Höhe schießen.

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