Die Ergebnisse des ersten Wahlgangs sichern dem französischen Präsidenten keine absolute Mehrheit, die Linke Opposition dagegen drängt nach vorn. Aber auch die Rechtspopulisten werden über eine starke Fraktion in der Nationalversammlung verfügen. Entscheidend sind die Stichwahlen in einer Woche.
Nach der Bekanntgabe der Hochrechnungen und Teilergebnisse des ersten Durchgangs der Abgeordnetenwahl in Frankreich mahnte Staatspräsident Emmanuel Macron in einer ersten Stellungnahme seine politische Familie zu „Demut“. Der erst kürzlich wiedergewählte Präsident muss nämlich befürchten, dass er nach den Stichwahlen in einer Woche seine absolute Mehrheit in der Nationalversammlung verliert. Zu Siegesfreude hatte er wenig Anlass, denn die Kandidat*innen der bisherigen regierenden Mehrheit haben meistens nicht sonderlich gut abgeschnitten.
Premierminister Elisabeth Borne allerdings hat in ihrem Wahlkreis in der Normandie mit mehr als 34 Prozent der Stimmen gute Aussichten für die Stichwahl, doch andere der 15 kandidierenden Regierungsmitglieder gehen mit einem beträchtlichen Rückstand in die zweite Runde. Namentlich der bisherige Europaminister Clément Beaune geht am kommenden Sonntag in Paris mit geringen Chancen in das Wahlduell gegen eine linke Kandidatin. Der frühere Erziehungsminister Jean-Michel Blanquer ist als Kandidat sogar auf Anhieb aus der Stichwahl ausgeschieden.