Impact Lech

„Dort, wo wir Innovatoren ausbilden wollen, haben wir die geringste Innovation“

Energiekompetenz - Bildung und Ausbildung der Zukunft
Energiekompetenz - Bildung und Ausbildung der Zukunft(c) Florian Lechner
  • Drucken

Eine Expertenrunde diskutierte bei „Impact Lech“ über Bildung, Ausbildung und den Weg zu höhrer Energiekompetenz.

Wenn die Schule auf etwas nicht vorbereitet, dann auf das Wirtschaftsleben, sagte „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak bei der Podiumsdiskussion „Energiekompetenz - Bildung und Ausbildung der Zukunft“ beim Impact Lech, einem von Genetiker Markus Hengstschläger initiierten und kuratierten Symposium, das sich heuer dem Thema „Energie“ widmete. Und Nowak erntete auf seine Provokation kaum Widerspruch von seinen Gästen: Bildungspsychologin Christiane Spiel (Uni Wien), Siemens Österreich-CEO Wolfgang Hesoun, Entrepreneur Mic Hirschbrich (Co-Founder von Apollo.ai), Palfinger-CEO Andreas Klauser und Norbert Zimmermann, Vorstand der Mega Bildungsstiftung.

Es gebe viele Initiativen, engagierter Lehrerinnen und Lehrer. „Aber die müssen flächendeckend sein. Wir brauche Verbindlichkeit“, sagte Christiane Spiel. Was aktuell passiere: Engagierte Eltern suchen sich die Schulen für ihre Kinder aus, die besonders initiativ sind. Kinder, deren Eltern das nicht leisten könnten, würden immer weiter abgeschlagen.

Professionsvertretung statt Lehrergewerkschaft

Es liege zum Teil an der komplizierten Bildungsverwaltung, dass Initiativen so lange brauchen, um in den Regelbetrieb aufgenommen zu werden – und an der Lehrergewerkschaft: „Statt ihr brauchen wir eine Professionsvertretung, die interessiert daran ist, die Profession weiterzuentwicklen“, sagt Spiel.

Dass es viele Initiativen gibt, Wirtschafts- und damit auch Energiekompetenz in die Schulen hineinzutragen, bestätigte Norbert Zimmermann, der mit der Mega Bildungsstiftung zahlreiche Projekte unterstützt. Und zwar „ohne irgendwelche wirtschaftlichen Interessen in die Schulen hineinzutragen“, sagte er in Lech. „Bildung muss ein Biotop werden, in dem es eine Menge Stakeholder gibt, darunter Hunderte NGO. Bildung muss eine Gesamtanstrengung aller Stakeholder sein.“

KESt-Befreiung für Bildungsinitiativen

Neben einer KESt-Befreiung für Bildungsinitiativen forderte er aber auch mehr Geduld ein, bis aus Initiativen ein flächendeckendes Angebot werden kann. „Suchen wir die positiven Dinge und Super-Benchmarks im Bildungssystem und propagieren sie.“

Das stimme schon, meinte Mic Hirschbrich, bloß fehle letztlich die Zeit: „Die Schule, dort wo wir Innovatoren ausbilden wollen, haben wir die geringste Innovation.“ Das sei auch ein Grund, warum das das System so abhängig von guten und engagierten Lehrern sei. Und man müsse eben auch einsehen, dass „es viele gibt, die ihre Themen nicht vermitteln können.“ Er regte an, das Wissen und die didaktischen Fähigkeiten der „guten Professoren“ zu nutzen, und eine (Video-)Wissensdatenbank anzulegen. Diese Art der Wissensvermittlung könnte dann nicht nur den Schülerinnen und Schülern, sondern ganz Österreich zur Verfügung stehen: beziehbar über einen Bildungsscheck. Denn: „Ich kann nicht in einer Zeit, in der sich das Gesamtwissen alle zwei Jahre verdoppelt, glauben, Schule kann alles vermitteln und retten.“

Diese Idee gehe auch in Richtung des Flipped-Classroom-Modells („Umgedrehter Unterricht“), das Spiel in die Diskussion einbrachte: Bei dieser Methode des integrierten Lernens werden Hausaufgaben und Stoffvermittlung insofern umgedreht, als Lerninhalte zu Hause von den Lernenden erarbeitet werden und die Anwendung im Unterricht geschieht. Lehrerinnen und Lehrer schlüpfen dabei verstärkt in die Rolle von Coaches und holen auch Expertise von außerhalb der Schule.

„Leistungsanreiz geben“

Vielleicht gelinge es dann besser, mit der Wirtschafts- auch die Energiekompetenz zu fördern. Denn wer über diese Kompetenzen verfüge, habe „die Gelegenheit, wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Und dann kann man auch die Welt mitgestalten“, sagt Andreas Klauser. Wer sich immer nur als Trittbrettfahrer fühle, werde nicht mitkommen: „Das kann man den Kindern durchaus vermitteln und ihnen einen Leistungsanreiz geben, ein Teil davon zu sein.“

Energiekompetenz sei auch deswegen wichtig, meinte Wolfgang Hesoun, weil es viel Wissen bedürfe, um den Anforderungen der Klimathematik gerecht zu werden. Österreich und Europa dürften nicht zu einer grünen Oase werden, die die Industrie und alles, was mit CO2-Ausstoß verbunden ist, verbannt. Zu leicht würden wir so im internationalen Wettbewerb ins Hintertreffen geraten. Daher ist er auch gegen den Fokus der Politik auf bestimmte Technologien: Das schränke ein und bringe den Standort um Möglichkeiten.

Auf einen Blick

Im Rahmen von Impact Lech diskutieren noch bis Sonntag rund 40 Expertinnen und Experten unter der wissenschaftlichen Leitung von Markus Hengstschläger – dabei stehen folgende zentrale Themen am Programm: Die Quellen, der Einsatz und die Zukunft der Energie.

Weitere Informationen: www.impact-lech.at

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.