WM-Playoff

Fußballhistorie in der Mittagspause

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Tausende Kilometer fern der Heimat kämpfen Costa Rica und Neuseeland um den letzten Platz bei der WM in Katar.

Ar-Rayyan. Während Fußball-Europa gerade unter der Spieleflut der wenig prestigeträchtigen Nations League stöhnt, steht anderswo ein wahres Endspiel auf dem Programm. In Ar-Rayyan in Katar wird am Dienstag das allerletzte Ticket für die Fußball-WM 2022 (ab 21. November) ausgespielt (20 Uhr MESZ).

Die Kontrahenten im Showdown des Interkontinental-Play-offs sind Costa Rica und Neuseeland. Zahlreiche Akteure beider Teams haben bereits zu verstehen gegeben, dass diese Partie die wichtigste ihres Lebens sei. Bei einer WM dabei zu sein oder nicht, das verändert Karrieren, hat Auswirkungen auf Fußballverbände und ganze Nationen.

In Costa Rica etwa verordnete Präsident Rodrigo Chaves anlässlich des WM-Play-offs eine verlängerte Mittagspause, zur Anstoßzeit ist es in Zentralamerika zwölf Uhr mittags. „Mehr als 13.000 Kilometer entfernt werden elf Krieger auf dem Feld stehen, um eine historische Qualifikation zu schaffen“, erklärte Chaves.

Klimaanlagen brummen

In Neuseeland bekommen sie das Play-off-Finale zum Frühstück serviert. Während sich dort gerade der Winter anbahnt, haben sich die „All Whites“ mehr als 14.500 Flugkilometer entfernt an das Wüstenklima akklimatisiert und ein Testspiel in Katar bestritten.

Die Temperaturen in Ar-Rayyan werden es beiden Mannschaften nicht leicht machen. Im Ahmed-bin-Ali-Stadion brummen zwar die Klimaanlagen, gespielt wird auch abends um 21 Uhr Ortszeit. Tagsüber aber herrschen deutlich über 40 Grad, die Sonne brennt gnadenlos. „Die Spieler sind zu 100 Prozent vorbereitet“, versprach dennoch Costa Ricas Physiotherapeut Ivan Niño.

Bekanntester Mann in den Reihen von „Los Ticos“ ist Tormann Keylor Navas, dreifacher Champions-League-Sieger mit Real Madrid. Der 35-Jährige, derzeit bei Paris Saint-Germain, soll auf dem Weg zur dritten WM-Endrunde in Folge, der sechsten insgesamt, den nötigen Rückhalt geben. Schon bei der WM 2014 wurde Navas zum Nationalhelden, Costa Rica stieg damals in der Gruppe mit Italien, England und Uruguay auf und scheiterte erst im Viertelfinale im Elfmeterschießen an den Niederlanden. „Wir gehen raus und werden alles geben“, versprach Navas.

Vereinsloser Captain

Neuseeland hingegen musste bei den zwei bisherigen WM-Teilnahmen (1982, 2010) nach der Vorrunde die Heimreise antreten – 2010 immerhin ohne Niederlage. Was auch noch für Costa Rica spricht: Seit der WM 2018 haben Navas und Co. 30 Pflichtspiele in den Beinen, landeten in der WM-Qualifikation nur knapp hinter Kanada, Mexiko und USA auf Platz vier. Neuseeland brachte es im selben Zeitraum auf fünf Pflichtspiele: gegen Neukaledonien, Fidschi, die Salomonen, Tahiti und Papua-Neuguinea. So belegt Costa Rica aktuell Rang 31 der Fifa-Weltrangliste und Neuseeland nur den 101. Platz – auch wenn Costa Ricas Offensiv-Routinier Joel Campbell (109 Länderspiele) betont: „Hier geht es nicht um Ranglisten.“

Eine der bemerkenswerten Randgeschichten dieses Play-off-Showdowns ist Campbells Gegenspieler Winston Reid. Der 33-Jährige gibt den Kapitän der „All Whites“, doch seit er West Ham United vor einem Jahr verlassen hat, ist er vereinslos.

Was aber wartet auf den Play-off-Sieger bei der WM? Womöglich die Rolle des Spielverderbers. In Gruppe E trifft man auf Deutschland, Spanien und Japan.

(joe)

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