Morgenglosse

Was ganz Österreich von Teamchef Ralf Rangnick lernen muss

Österreicher machen sich gern kleiner als sie sind, bleiben oft neutral statt klar Position zu beziehen: warum die Verwandlung der ÖFB-Mannschaft trotz des 0:2 in Kopenhagen Vorbildwirkung hat.

Ein zweiwöchiger Lehrgang mit 360 Spielminuten gegen Kroatien, Frankreich und Dänemark genügten, um Österreichs schnell beleidigte und seit dem erneut verpassten WM-Ticket wunde Fußball-Seele aufzupäppeln. Es sind die Auftritte des neuen ÖFB-Teams, trotz klaren Niederlagen wie dem 0:2 in Kopenhagen, die Hoffnung machen. Das ist Ralf Rangnicks Verdienst.

Der Deutsche, 63, eiert nicht herum. Das Erreichte, auch wenn es beeindruckt wie das 1:1 gegen den Weltmeister, ist diesem Teamchef nicht genug. Er spricht Patzer an, redet gar nichts schön. Euphorie nach Stangenschuss, hierzulande ungeheuer populär, ist ihm fremd. Er knurrt ORF-Moderatoren an, predigt Angriffsfußball. Im vierten Spiel fehlte den Seinen jedoch die Kraft.

Rangnick hat es notorischen Besserwissern aber bewiesen: diese Mannschaft kann Pressing spielen. Sie zeigt Mut mit lang verschmähten Profis. Wäre Österreich mit ihm denn zur Katar-WM gefahren? Sein Team muss erst richtig zusammenwachsen.

Eine andere Erkenntnis muss, stellvertretend für das ganze Land, betont sein. Österreicher machen sich, nicht nur im Sport, vor Anpfiff gerne kleiner als sie wirklich sind. Sie sonnen sich in der Vergangenheit, überlassen, natürlich neutral, anderen gerne die Spielmacherrolle. Jetzt zeigt ein Fußballtrainer allen vor, wie man Vorurteile ausräumt, über Schatten springt und Größeres als Ziel vorgibt.

Nicht nur Alaba und Co. sollten ihm zuhören, sondern alle Österreicher. Insbesondere Politiker.

E-Mails: markku.datler@diepresse.com

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