Arktis

Hans wird geteilt: Dänemark und Kanada beenden Grenzstreit

Icebergs In Greenland Icebergs near Ilulissat, Greenland. Climate change is having a profound effect in Greenland with g
Icebergs In Greenland Icebergs near Ilulissat, Greenland. Climate change is having a profound effect in Greenland with gimago images/NurPhoto
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Ein nacktes, unbewohntes Eiland vor Grönland war seit Jahrzehnten Schauplatz eines kabaretthaft geführten Disputs am Nordrand der Welt. Dahinter standen zwar auch praktische Motive, doch wird der „kalte Krieg" nun beendet und die Grenze neu festgelegt.

Dänemark und Kanada haben den jahrzehntelangen Streit um die zwischen Grönland und Kanada gelegene Insel namens „Hans“ beigelegt. Die beiden Länder wollen noch heute in Kanada ein Abkommen unterzeichnen, wonach das rundliche, unbewohnte, praktisch vegetationslose, nur 1,3 Quadratkilometer große arktische Eiland in der Nares-Straße am Nordwestrand Grönlands entlang eines markanten Felsenrisses in nord-südlicher Richtung geteilt wird. Damit wird auch ein umstrittener Teil der gemeinsamen Seegrenze festgelegt.

Toubletap/CC BY-SA 3.0

Der dänische Außenminister, Jeppe Kofod, sagte zu dem Abkommen, dessen Ratifizierung durch die Parlamente als willkommene Formsache gilt, es sei ein „glasklares Signal" an die Welt, dass man Grenzstreitigkeiten nach internationalem Recht und auf pragmatische Weise lösen könne, die für alle ein Gewinn sei. Dies sei angesichts der aktuellen Weltlage besonders wichtig, in der es viel zu viel Krieg und Konflikte gebe, so der Minister.

Signatar des Abkommens ist auch Grönland, das innerhalb der dänischen Reichsgemeinschaft eine weitgehende Autonomie besitzt. Sollte sich Grönland (etwa 56.000 Einwohner) eines Tages für unabhängig von Dänemark erklären, würde es auch die Souveränität über die dänische Hälfte von Hans übernehmen. Auf Inuit heißt die Insel „Tartupaluk", was sich auf deren Nierenform bezieht.

Der seit Anfang der 1970er schwelende Streit war wegen der Schifffahrtsrechte durch die Meerespassage zwischen Grönland und der kanadischen Region Nunavut bzw. konkret Ellesmere Island sowie wegen im Meeresboden vermuteter Rohstoffe aber für die Praxis nicht so  unbedeutend. Der „kalte Krieg" zwischen Nato-Verbündeten wurde allerdings nie heiß, aber doch zeitweise symbolisch ausgefochten, auch mit kuriosen Mitteln an der Grenze zum Kabarett: So gingen dort immer wieder Wissenschaftler, Touristen, Politiker und Militärs beider Staaten an Land (oft per Hubschrauber, wegen der vielen Steilküsten), hissten Fahnen, bauten Steinpyramiden und Wetterstationen - und ließen meist nette „Grußbotschaften" in Form von Whisky, Aquavit und ähnlichen Alkoholika sowie auch andere Lebensmittel zurück.

Per Starklint/Dänische Marine

2018 begann eine trilaterale Arbeitsgruppe ernsthaft über eine Lösung des Konflikts zu verhandeln. Im November 2021 einigte man sich in der isländischen Hauptstadt Reykjavik auf die nun besiegelte Teilung der Insel. Damit werden auch die bisher unklaren 875 Kilometer der gemeinsamen Seegrenze von Kanada und Grönland definiert.

Per Starklint/Dänische Marine

Die Insel wird übrigens nicht exakt halb/halb geteilt. Dadurch, dass der Grenzverlauf der besagten Spalte im Felsen folgt, erhält Dänemark ein etwas größeres Stück von Hans. Die Insel war 1871 vom US-Arktis-Forscher Charles Francis Hall entdeckt worden; ihren dänischen Namen „Hans“ erhielt sie zu Ehren eines grönländischen Fischers namens Hans Hendrik, der im 19. Jahrhundert bei mehreren arktischen Expeditionen behilflich war.

(APA/Reuters/wg)

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