Dringlichkeitsanfrage

ÖVP erzürnt die Opposition im Nationalrat

Statt Kanzler Karl Nehammer sprach Staatssekretärin Klaudia Plakolm vor dem Nationalrat.
Statt Kanzler Karl Nehammer sprach Staatssekretärin Klaudia Plakolm vor dem Nationalrat.APA/ROLAND SCHLAGER
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Die ÖVP hat Staatssekretärin Klaudia Plakolm zur Beantwortung einer Dringlichen Anfrage der FPÖ geschickt. Sie sprach hauptsächlich über das Entlastungspaket. Die Opposition ortet eine „Farce“.

Die (Nicht-)Beantwortung einer Dringlichen Anfrage der FPÖ an Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) im Nationalrat hat am Mittwoch die Opposition schwer verärgert. Die Freiheitlichen wollten den ÖVP-Chef zu seinen Parteifinanzen und diversen türkisen Skandalen befragen. Am Rednerpult vertrat allerdings Staatssekretärin Claudia Plakolm den Kanzler - und redete lieber über das Antiteuerungspaket der Regierung. Eine "Farce", befand die Opposition.

Schon vor der Debatte reagierten die Oppositionsabgeordneten erzürnt darauf, dass Nehammer nicht im Hohen Haus erschienen war. SPÖ-Vizeklubchef Jörg Leichtfried warf Nehammer "Flucht vor Verantwortung" und "politische Feigheit" vor. Nicht ins Parlament zu kommen, sei "mangelnder Respekt vor dem Nationalrat". FPÖ-Klubchef Herbert Kickl schloss sich an - der ÖVP-Chef habe nicht den Mut, zu erscheinen.

Aus dem Kanzleramt hieß loß, Plakolm sei Nehammers Vertretung im Parlament, der Kanzler habe sich schon öfter von seiner Staatssekretärin vertreten lassen.

Zwischenrufe bei Plakolms Rede

Plakolms Rede war von Anfang an von Zwischenrufen begleitet, weshalb Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) um "Contenance" bat. Die Staatssekretärin wiederum blieb nicht wirklich beim Thema, sondern beklagte den unprofessionellen Ton im Hohen Haus und meinte, die Sorgen der "Menschen" seien ganz andere als das Thema der Anfrage, nämlich wie die Politik die Teuerungen ausgleiche. Das eingebüßte Vertrauen in die gesamte Politik könne man nur mit Sacharbeit zurückgewinnen, tadelte sie mehrmals die Opposition. Inhaltlich ging die Staatssekretärin in den meisten Punkten nicht auf die Anfrage ein. "Dies ist nicht Gegenstand der Vollziehung", lautete der häufigste Satz.

Es folgte eine Geschäftsordnungsdebatte und eine "Stehung", denn den Abgeordneten der Opposition war das eindeutig zu wenig. Plakolm habe auch Antworten auf Fragen verweigert, die sehr wohl vom Fragerecht umfasst wären, ist Nikolaus Scherak von den NEOS überzeugt. "Eine einzige Farce", schimpfte auch Leichtfried.

FPÖ teilte kräftig gegen ÖVP aus

In der Begründung der Dringlichen hatte FPÖ-Mandatar Christian Hafenecker zuvor kräftig gegen die ÖVP ausgeteilt. Nehammer attestierte er "Feigheit". Was die ÖVP aus der Republik gemacht habe, sei "eine Schande". So habe der ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss Inseratenkorruption, Steuerhinterziehungen und Postenschacher aufgezeigt, meinte Hafenecker. Für seine Aussage, die ÖVP habe es sogar geschafft, den Bundespräsidenten "zu korrumpieren", weil dieser bei dem ganzen Theater mitmache, handelte sich Hafenecker einen Ordnungsruf wegen Beleidigung des Staatsoberhauptes ein.

Hafenecker zählte die ÖVP-Schlagzeilen der letzten Monate auf, zuletzt "Fördermissbrauch" beim Seniorenbund mit Corona-Hilfsgeldern und die Zweifel des Rechnungshofes an der Wahlkampfkostenabrechnung 2019. "Sie haben die Republik über den Tisch gezogen, wo Sie können."

Indes formal letzte Regierungsumbildung

Wissen wollte die FPÖ vom Kanzler etwa, inwieweit die Skandale seine Amtsführung beeinträchtigen oder welche Konsequenzen Nehammer ziehen will, falls der Unabhängige Parteien-Transparenz-Senat rechtswidriges Handeln bei den Parteifinanzen feststellt. Der Mandatar fragte aber auch nach Regierungsvorhaben und legistischen Konsequenzen, etwa im Bereich der Parteispenden oder Vereinskonstruktionen im parteinahen Bereich.

Der Nationalrat hat unterdessen mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen ÖVP und Grüne die Novelle des Bundesministeriengesetzes beschlossen, mit der die Kompetenzen im ÖVP-Regierungsteam neu geordnet werden. Mit dem Beschluss zum Ministeriengesetz wird formal die letzte Regierungsumbildung im türkisen Team umgesetzt: Das Wirtschaftsministerium wird ins Arbeitsressort integriert. Außerdem wird das Landwirtschaftsministerium verkleinert: Der Tourismusbereich wandert ins Arbeitsministerium und die Zivildienstagenden wiederum ins Kanzleramt, wo sie vom Jugendstaatssekretariat mitbetreut werden. Der Bereich Telekom wechselt ins Finanzministerium, das vom Wirtschaftsministerium zudem die Digitalisierung erhält.

(APA)

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