Der Hunger nach Gas lenkt den Blick westlicher Länder auf Aserbaidschan. Dort hat sich die Position Ilham Alijews nach dem Berg-Karabach-Krieg gefestigt. Nun gibt er sich als Reformer.
Wien/Baku. Es gab Zeiten, in denen musste ein Gérard Depardieu ausrücken, um in Werbeclips des Tourismusbüros die Vorzüge Aserbaidschans anzupreisen – die Diversität der Küche zum Beispiel. Heute braucht Baku keine Werbevideos mehr. Heute geben sich Vertreter nicht nur aus EU-Ländern in Baku die Klinke in die Hand; zwar geht es vorrangig um Gas, aber alles andere kann noch werden. Handel, Tourismus, Ausbau und Vernetzung der Infrastruktur – die internationale Aufmerksamkeit ist groß.
Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegenüber Russland haben den Blick diverser westlicher Staaten auf das Kaspische Meer gelenkt. Es wird ausgelotet, welche zusätzlichen Kapazitäten die Trans-Adriatic Pipeline (TAP), die von Aserbaidschan nach Süditalien führt, stemmen kann.
Doch der aktuelle Höhenflug des Landes hat bereits vor einigen Jahren begonnen, sagt Experte Svante Cornell von der Stockholmer Denkfabrik Institute for Security & Development Policy. Die Rohstoffkrise 2015 habe das Land zwar empfindlich getroffen, aber Baku habe begonnen, ökonomischen Einfluss auf Nachbarländer zu nehmen und sich für regionale Projekte mit internationalen Unternehmen zu vernetzen.