Klassik

Zu plakativer Ravel, zu pathetischer Rachmaninow

Die Wiener Symphoniker mit einem gefeierten Debütanten im Musikverein.

Auch mit Skrjabins weit in die musikalische Zukunft blickendem „Prométhée“ wollten die Symphoniker ihre heurige Musikvereinssaison beenden. Doch der für den heiklen Klavierpart vorgesehene Jean-Yves Thibaudet sagte krankheitshalber ab. So musste man rasch umdisponieren – auf Rachmaninows populäres zweites Klavierkonzert mit dem erst kürzlich im Konzerthaus gefeierten Lukáš Vondráček als Solisten. Der in Katowice und Boston ausgebildete junge Pianist kam damit eine Saison früher als vorgesehen zu seinem Musikvereinsdebüt.
Technisch scheinen ihm keine Grenzen gesetzt. Er verfügt über eine breite Anschlagspalette, hat ein besonderes Faible für die ausdrucksreiche Ausgestaltung von Details, stellt seine perkussive Kraft elanvoll zur Schau. Mindestens ebenso gefällt er sich in lyrischem Schwärmen und tiefer Melancholie. Dass er damit das Adagio des Rachmaninow-Konzerts fast in Pathos ertränkte, schien ihm nichts auszumachen. Mehr Elegance und Noblesse hätten auch dem virtuos dahinwirbelnden Finalsatz gutgetan. Hätte zudem das Zusammenspiel mit dem ihm überraschend beiläufig assistierenden Orchester besser geklappt, hätte dieser pianistische Gipfelstürmer vor allem im Stirnsatz nicht so oft forcieren und sich mit derart kantigen Akzenten Gehör verschaffen müssen.

Überzeugender gelang Ravels Ballettmusik „Daphnis et Chloé“. Um sie in ihrer ganzen Vielschichtigkeit zum Ausdruck zu bringen, hätte es allerdings einer noch eindringlicheren Auseinandersetzung mit der narrativen Kraft dieser Musik – vor allem ihrer atmosphärischen Vielfalt – bedurft. Viotti, an der Spitze der souverän agierenden Wiener Symphoniker und des nicht minder brillanten Wiener Singvereins, konzentrierte sich zu sehr auf die plakativen Momente, zu wenig auf das irisierende Spiel der Farben und den Charme der raffinierten Rhythmen.

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