Neuvorstellung

Lotus: Einmal noch nach alter Schule

Die Erscheinung eines Supercars aus Maranello, preislich aber besser geerdet und begeisternd zu fahren auf echten Straßen: Lotus Emira. Fürs gute Ansprechen hat der V6 die Rarität eines Kompressors.
Die Erscheinung eines Supercars aus Maranello, preislich aber besser geerdet und begeisternd zu fahren auf echten Straßen: Lotus Emira. Fürs gute Ansprechen hat der V6 die Rarität eines Kompressors. [ Werk]
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Erstmals seit 25 Jahren stellt Lotus wieder ein neues Auto vor. Der Emira ist nicht so puristisch wie seine Vorgänger – aber doch ein Sportwagen, wie er heute Seltenheitswert hat. Er wird der letzte nichtelektrische aus dem Hause sein.

Hethel. Das Modell hat imagemäßig keinen ganz einfachen Start: Es trägt die Last der Vorgängerin Elise, die zwar ein ausgesprochenes Leichtgewicht ist, die aber gerade deswegen als Ikone des puristischen Fahrvergnügens verehrt wird.

Da kommt der imposant wie ein Supercar gezeichnete Emira (mit vielleicht nicht hundertprozentig glücklich gewähltem Namen) nicht mit – und will das auch gar nicht. Im SUV-Zeitalter der Großmächtigkeit ist es schwer genug, überhaupt Sportwagen in nennenswerter Stückzahl zu verkaufen. Die Ära der ganz strengen Kammern auf Rädern, wie sie die Elise verkörpert, ist zu Ende, nach einer allerdings rekordhaften Bauzeit von 25 Jahren mit einer Vielzahl an Derivaten bis hin zum ersten Tesla.

Fackelläufer

Lotus Emira First Edition

Deswegen ist der Emira, der beim Gewicht im konventionellen Bereich von unter oder um 1500 Kilogramm spielt (Elise: unter 1000 kg) aber kein unwürdiger Lotus. Ganz im Gegenteil: Nach unseren Fahreindrücken trägt er die Tugenden, die man mit der Marke verbindet, unbeirrt wie ein olympischer Fackelläufer in die Zukunft.

Dass die übrigens genau noch sieben Jahre dauern soll, bis nämlich England das kürzlich beschlossene Verkaufsverbot von Neufahrzeugen mit Verbrennungsmotor in die Tat umsetzt, bedeutet auch, dass dies der letzte Lotus mit Auspuff ist. Die zwei anderen Modelle, die nächstens an den Start gehen – Supercar Evija und SUV Eletra – sind rein elektrisch und läuten die neue Ära ein.

Wie seine Vorgänger Elise und Evora hat auch der Emira ein verklebtes Alu-Chassis, freilich eine Neukonstruktion, die ganz anderen Ansprüchen in der Fertigung – schneller und genauer statt der früheren Bastelarbeit – und an den Komfort genügen muss. So ist die Schwelle der Wanne, die man auf dem Weg ins Cockpit übersteigen muss, auf ein gut bewältigbares Maß verkleinert.

Als First Edition startet der Emira mit einem 3,5-Liter-V6 (Ursprung Toyota) und der Rarität eines Kompressors, während eine folgende Variante mit dem Turbo-Vierzylinder von AMG bestückt wird. Jener Zweiliter mit 360 PS ist ja anerkannt eine rechte Höllenmaschine, die (mit DCT-Automatik) schon gute Dienste für das preisliche Einstiegsmodell leisten wird.

Aber Kompressor plus Hubraum ergibt dieses Lotus-typische spontane Ansprechverhalten, das man sich eben mit besonderer Leichtgewichtigkeit oder dieser Art der Aufladung erarbeiten kann. Es ist beglückend, wenn jedem Zentimeter am Gaspedal umgehend Folge geleistet wird, wobei das Abblasventil des Kompressors so platziert ist, dass man ihm im Rückspiegel bei der Arbeit zusehen kann. Entzückend, kennen wir von nirgendwoher. Die Soundkulisse: anregend, aber nicht aufdringlich.

Zweites Highlight, damit eng zusammenhängend: die schon im Aussterben begriffene manuelle Schaltung. Lotus zelebriert das ein wenig mit der Offenlegung des unteren Schaltgestänges. Um das allerdings bei Fahrt erleben zu können, bedürfte es, wie ein englischer Kollege angemerkt hat, einer „Knee-Cam“. Aber alleweil feiert man das exakte Klack-Klack-Klack, wenn man sich auf kurzen Wegen freudvoll durchs Getriebe hantiert.

Auf der hauseigenen Rennstrecke beim Lotus-HQ Hethel, auf die wir den Emira ausführen durften, langt man anfangs ungewollt in den Begrenzer, der schon bei 6800 Touren lauert, ein Hochdrehzahlkonzept ist das eben nicht. Kein Makel, denn auf zivilen Straßen hat man die Power genau dort, wo man sie tatsächlich am besten gebrauchen kann, nämlich im unteren und mittleren Drehzahlbereich. Die Straßen rund um Hethel in Norfolk sind als englische Spezialität teilweise bizarr eng, sodass wir über Fahrwerk und Fahrverhalten nicht erschöpfend berichten können; auf der Rennstrecke, für die es einen Track-Mode gibt, fiel uns bombenfeste Traktion bis hin zu humorloser Unbeirrbarkeit auf, da braucht es wohl noch mehr Einsatz (und keinen Aufpasser am Beifahrersitz), um die Konstruktion in den Grenzbereich zu treiben. Mit dem Bordsystem haben wir uns kaum beschäftigt, es gibt den obligaten Touchscreen, eher schlecht ablesbar und mit zu kleiner Schrift, dazu ein tadelloses digitales Instrument.

Preise für Österreich konnte uns der Importeur Jubu Performance in OÖ noch nicht nennen, rechnen wir Pfund in Euro, kommen als Näherung 88.000 Euro für die First Edition mit V6 heraus. Der Einstieg soll demnach bei 72.000 Euro stattfinden.Maße L/B/H 4412/1895/1225 mm. Radstand 2575 mm. Leergewicht ca. 1450 kg.

Motor V6-Zylinder-Kompressor, 3456 ccm. Leistung max. 298 kW (400 PS), max. Drehzahl 6800 U/Min. Max. 420 Nm. Hinterradantrieb. Sechsganggetriebe manuell. 0–100 in 4,3 Sek. Vmax 290 km/h. CO2-Emissionen 243 g/km nach WLTP.

Preis ca. 88.000 Euro.

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