Alles im Lot auf der Lok: Buster Keaton in „The General“.
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Die besten Zugreisen in Filmen auf Netflix, Amazon und Co.

Bahnfahren ist in. Wir empfehlen Filme, die es von allen erdenklichen Seiten zeigen, gegliedert nach fünf Genres. Von Buster Keaton bis Tom Cruise.

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Schienenkino: Platzkarte für die Avantgarde

Das Kino fährt am liebsten mit der Bahn. Kein Wunder: Technisch getriebene Beschleunigung war stets ein Wesenskern des „bewegten Bildes“. Und wie die Ausbreitung des Zugverkehrs führte auch die Popularität des Films zu einer neuen Zeit- und Raumwahrnehmung, die überfordern konnte. Früh erkannte die Filmindustrie den Attraktionswert von fahrenden Zügen. Zu Beginn reichte es, wenn einer davon auf die Leinwand zuhielt, 1903 war eine „Great Train Robbery“ (Youtube) schon das Mindeste. Der Sowjet-Avantgardist Dziga Vertov legte sich 1929 für die Kunst gleich mit der Kamera auf die Gleise. Indessen zeigte der Stummfilmkomiker Buster Keaton schon 1926 in „The General“ (zum Leih und Kauf) vor, wie man, auf dem Vorderteil einer rasenden Lok sitzend, die Nerven behält.

Später wurde die Bahn oft als verhängnisvolle Begegnungszone inszeniert, etwa in Hitchcock-Thrillern wie „Strangers on a Train“ (Leih/Kauf). Oder in diversen Adaptionen von „Mord in Orient–Express“ (jene von 2017 ist auf Disney+). Oder, überspitzter, in „The Commuter“ (Sky) mit Liam Neeson. Eine Grundskepsis gegenüber der Nähe zu anderen Zugpassagieren schwingt dabei immer mit. Wer sich entspannen will, steigt besser in Wes Andersons „Darjeeling Limited“ (Disney+).

Western: Cowboys und Kolbenstangen

Wie der Westen gewonnen wurde? Na, mit dem Zug natürlich! Das „eiserne Pferd“ gehört unverbrüchlich zum Mythos vom „American Frontier“ – und damit auch zum Western-Genre. Hier tragen Filme oft Titel wie „Todeszug nach Yuma“ (Leih/Kauf) oder „Der letzte Zug nach Durango“ (Amazon). Hier wird bereits das Warten auf die Bahn zum Suspense-Szenario, wie in „Spiel mir das Lied vom Tod“ (Leih/Kauf). Und kein Vehikel eignet sich besser für ästhetische Kabinettstücke, sei es ein Überfall im nächtlichen Halbdunkel („The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford“, Amazon) oder ein durchgedrehtes Actionspektakel wie im Finale von „Lone Ranger“ (Disney+).

Romantik: Liebeszug nach Schmusehausen

Die Zufallsbekanntschaft im Zug, in die man sich auf den ersten Blick verliebt, mit der man dann bei der gleichen Station aussteigen oder in Richtung eines neuen Lebens fahren kann: Das ist der Stoff, aus dem die Filmromanzen sind. Am bekanntesten wohl „Before Sunrise" (Leih/Kauf), wo Julie Delpy und Ethan Hawke kurz vor Wien im Großraumwagen der ÖBB zueinanderfinden. Oder, etwas edler, die erste Begegnung zwischen Daniel Craig und Eva Green in „Casino Royale“ (Sky) – erste Klasse, versteht sich. Elegisch geneigten Romantikern sei indes David Leans Meisterwerk „Brief Encounter“ (Leih/Kauf, bei Apple TV+) ans Herz gelegt: Wer sich am Bahnhof trifft, muss auch am Bahnhof Abschied nehmen.

Horror: Zombies im Speisewagen

Ein Zug mit gefährlicher Fracht, der immer schneller wird und den man nicht aufhalten kann: Das ist noch das mildeste Horrorszenario, dass Filme in Verbindung mit Schienenverkehr zu bieten haben. Tony Scotts „Unstoppable“ (Disney+) ist dann auch mehr (toller) Actionfilm als Schreckensvision. Etwas weniger stilsicher: „Alarmstufe: Rot 2“ (Disney+), eine Variation des beliebten Zugentführungs-Plots mit Steven Seagal als Retter in der Not. Ins Fantastische driftet der Anime-Hit „Demon Slayer: Mugen Train“ (Amazon), hier wird der Zug von einem bösen Geist gekapert. Immer noch besser als im koreanischen Kracher „Train to Busan“ (Netflix), wo er von Zombies überrannt wird. Oder im „Snowpiercer“-Film (Netflix), wie auch in der gleichnamigen Serie (Netflix), wo die Reichen vorne feiern und die Armen hintern darben – und der Zug nie stoppt.

Action: Rasende Räder, glühendes Gleis

Wenn es Züge nicht geben würde, hätte der Actionfilm sie erfunden. Was man nicht alles mit ihnen machen kann! Sie können gegen einen Bus donnern, entgleisen und explodieren („Auf der Flucht“, Sky), mit flammendem Schlot in einen Abgrund stürzen („Zurück in die Zukunft 3“, Netflix, Sky) oder zum Schauplatz einer irrwitzigen Schießerei in der Mandschurei werden („The Good, the Bad, the Weird“, Leih/Kauf). Tom Cruise kann sich an ihnen festklammern und mit schlackernden Backen durch Tunnel rattern („Mission: Impossible“, Amazon). Superhelden können ihre Kräfte an ihnen messen („Spider-Man 2“, Amazon, Sky). Burt Lancaster kann sie sabotieren, um den Nazis eins auszuwischen („Der Zug“, Sky, 1964). Wobei hier der Spaß aufhört, weil sich die bittere Symbolwirkung der KZ-Transporte aufdrängt. Dieser versucht Radu Mihăileanu in seinem tragikomischen „Zug des Lebens“ (Leih/Kauf) einen falschen Deportationszug entgegenzusetzen, mit dem die Bewohner eines Schtetls der Vernichtung zu entkommen trachten. Das Gegenteil von Action bietet indes „Haltepunkt“ (Mubi) von Sergei Loznitsa: Ein Kurzporträt Schlafender an einer russischen Bahnhaltestelle – als Metapher für den moralischen Schlaf einer ganzen Gesellschaft.

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