Schönbrunn

Sommernachtskonzert: Die Fallen der Klangvielfalt

Sommernachtskonzert 2022
Sommernachtskonzert 2022ORF
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Die Philharmoniker unter Andris Nelsons und Cellist Gautier Capuçon präsentierten im Schönbrunner Schlosspark ein vielleicht allzu buntes Programm.

Die Frage, wie eine ideale Programmplanung für das nunmehr längst traditionelle Sonderkonzert der Wiener Philharmoniker vor Schloss Schönbrunn aussehen sollte, stellt sich von Jahr zu Jahr. Eine Kraut-und-Rüben-Ästhetik von klassischer Symphonik bis zur Filmmusik-Suite stand von Anfang an quer zu der kulturpolitisch feinen Idee: Die Philharmoniker schenken dem Publikum – und via TV: der ganzen Welt – ein Konzert. Ein Fantast, wer meint, ein solches Geschenk sollte ein neugieriges Massenpublikum, das nicht leicht in einen Konzertsaal zu bewegen wäre, davon überzeugen, ein echtes Wiener „Philharmonisches“ sei eine einzigartige Sache. Über kurz oder lang musste die Initiative so enden, wie sie sich heuer präsentierte: Sie wurde zum Allerweltsspektakel, das ebenso gut in der deutschen Provinz stattfinden könnte.

Überdies konnte es nicht ausbleiben, dass die künstlerischen Solidaritätsbezeugungen im Bann des Kriegs in der Ukraine auch auf das Schönbrunner „Sommernachtskonzert“ abfärbten. Der Gemischtwarenladen musste auch Musik aus der Ukraine in sein Sortiment aufnehmen. So kollidierte Musik von Beethoven mit einem Walzer von Mykola Lysenko, laut Fernsehmoderation Begründer der ukrainischen Nationalmusik. Die bemühte Petitesse im Dreivierteltakt zur Kenntnis nehmend, verbat man sich im Bewusstsein des politischen Korrektheitsgebots den Gedanken an die herrlichen Walzer russischer Provenienz. Sie müssen derzeit ja ausgeblendet bleiben.

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