Wissenschaft

Das Hirn filtert flott bekannte Wörter heraus

Die Kategorisierung sitzt im unteren Schläfenlappen.

Wer mit Legasthenie zu kämpfen hat, wünscht sich eine Verbesserung der visuellen Wahrnehmung von Wörtern. Buchstabenkombinationen auf einen Blick zu erkennen ist wichtig, um Texte sicher zu erfassen. Dabei gibt es im Gehirn einen Filterprozess, der beim Lesen bekannte von unbekannten Wörtern trennt. Ein Team der Uni Wien, Uni Salzburg und Goethe-Universität Frankfurt schaute sich diesen Prozess genauer an, während Probandinnen und Probanden im Magnetresonanztomografen saßen. Das Gerät, das viele aus medizinischen Untersuchungen als MRT kennen, liefert in der Gehirnforschung Livebilder der Denkprozesse und Hirnaktivitäten (funktionelles MRT).

Mit einer Kombination aus Methoden der Psychologie und der Computerwissenschaft gelang erstmals der Nachweis, dass dieser Filtervorgang im linken unteren Schläfenlappen des Gehirns zu Hause ist. Die Datenberechnungen gingen so weit, dass die Forschenden über Computersimulation sogar vorhersehen, wie das Gehirn der Probanden reagiert, wenn ein Text vorliegt, der bekannte Wörter und völlig unbekannte Buchstabenfolgen enthält.

Leseschwächen verbessern

„Schrift ist und bleibt eine wichtige Informationstechnologie“, sagt Benjamin Gagl, Erstautor der Publikation, in PLOS Computational Biology. Laut den neuesten Ergebnissen funktioniert dieser Kernprozess des Lesens so, dass der Filter nur bekannte Wörter zu nachfolgenden Prozessen der Bedeutungsverarbeitung durchschleust. Unbekannte Wörter, die wir etwa dann lesen, wenn wir etwas Neues lernen, gehen einen anderen Weg der Verarbeitung im Gehirn. Dieses „Lexikalische Kategorisierungsmodell“ verbessert nun pädagogische und medizinische Studien. Durch gezieltes Training können demnach Lese- und Rechtschreibschwächen ausgeglichen werden.

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