Hitzewelle

Ozon-Alarm in Frankreich, Brände in Spanien, italienische Gemeinden rationieren Wasser

Die Brücke von Montjean-sur-Loire überspannt ein trockenes Ufer der Loire, in Lire.
Die Brücke von Montjean-sur-Loire überspannt ein trockenes Ufer der Loire, in Lire.APA/AFP/LOIC VENANCE
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Norditaliens Po-Ebene leidet unter der schlimmsten Dürre seit 70 Jahren. Der Höhepunkt der Hitzewelle wird am Samstag mit Temperaturen über 40 Grad erwartet.

Die in diesem Jahr ungewöhnlich frühen hohen Temperaturen in Frankreich steigen weiter an: In Toulouse wurden am Freitagnachmittag 37 Grad gemessen, der Höhepunkt wird am Samstag mit Temperaturen über 40 Grad erwartet. Der Wetterdienst sprach von der frühesten Hitzewelle seit 1947. Im ebenfalls von der ungewöhnlichen Hitze betroffenen Nachbarland Spanien haben Flächenbrände bereits tausende Hektar Land verwüstet.

Für 37 von 101 französischen Départements wurde eine Hitzewarnung ausgerufen. Für zwölf Départements galt Warnstufe Rot, die Schüler erhielten hitzefrei. In mehreren Regionen, darunter im Osten des Landes und dem Pariser Großraum, wurde zudem Ozon-Alarm ausgerufen.

Nach der verheerenden Hitzewelle im Jahr 2003, der rund 15.000 Menschen zum Opfer gefallen waren, ergriffen vor allem die Seniorenheime in Frankreich zusätzliche Schutzmaßnahmen: Unter anderem wurden die Fassaden mit Wasser berieselt, Getränke mit Eiswürfeln verteilt und dafür gesorgt, dass sich die Senioren länger als sonst in klimatisierten Räumen aufhielten.

Die hohen Temperaturen verschlimmern die Trockenheit der Böden, die den Landwirten nach einem niederschlagsarmen Winter und Frühjahr bereits große Sorgen macht. Das Risiko von Waldbränden steigt.

Waldbrände in Spanien

Mehrere Waldbrände in verschiedenen Teilen Spaniens haben die Feuerwehr und die Bewohner der betroffenen Gebiete am Freitag weiter in Atem gehalten. Am schlimmsten war die Situation in der Provinz Zamora im Nordwesten des Landes. Dort zerstörten die Flammen am Gebirgszug Sierra de la Culebra unweit der Grenze zu Portugal bis Freitagmittag rund 9.000 Hektar, wie der staatliche Fernsehsender RTVE unter Berufung auf Feuerwehrsprecher berichtete. Das entspricht einer Fläche von knapp 13.000 Fußballfeldern.

In Zamora wurden die Flammen am Freitag von 220 Angehörigen der Feuerwehr und des Zivilschutzes bekämpft. Rund 600 Bewohner von acht Dörfern seien in Sicherheit gebracht worden, hieß es. Mehrere Landstraßen waren laut RTVE seit Donnerstag gesperrt.

Die Trockenheit, die schon seit mehreren Tagen anhaltende extreme Hitzewelle mit Temperaturen von teils über 40 Grad in weiten Teilen des Landes und auch die teilweise sehr heftigen Winde begünstigen nach Angaben von Experten die Waldbrände. Größere Gemeinden würden von den Flammen allerdings vorerst nicht bedroht, hieß es.

In Katalonien im Nordosten Spaniens wüteten am Freitag vier größere Waldbrände, die zusammen bereits rund 3000 Hektar Wald dem Erdboden gleichgemacht hatten. In der Provinz Saragossa auf halbem Wege zwischen Madrid und Barcelona zerstörten die Flammen weitere 1200 Hektar. Alarm wegen Waldbrandgefahr galt am Freitag in allen 17 Regionen, den Autonomen Gemeinschaften des Landes. Also unter anderem auch auf den Balearen mit der Urlaubsinsel Mallorca.

Dürre in der italienischen Po-Ebene

Norditaliens Po-Ebene leidet unter der schlimmsten Dürre seit 70 Jahren. In dem stark landwirtschaftlich geprägten Gebiet rationierten einige Gemeinden inzwischen die Wasserverteilung. Nach Angaben des Landwirtschaftsverbandes Coldiretti bedroht die Trockenheit die Hälfte der Anbauflächen in der Po-Ebene und fast ein Drittel der landesweiten Agrarproduktion. Der Präsident der Lombardei, Attilio Fontana, sprach von einer "außergewöhnlich schwierigen Lage". Er kündigte die baldige Ausrufung des Notstands an.

Die Zunahme der Hitzewellen ist laut Wissenschaftern eine direkte Folge der globalen Erwärmung. Dabei nehmen sowohl Intensität als auch Dauer und Häufigkeit dieser Phänomene zu.

Die Vereinten Nationen warnten vor der weltweiten Zunahme von Dürreperioden. "Immer mehr Länder und Menschen werden von Dürren bedroht sein", sagte Ibrahim Thiaw vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (CNULCD) in Madrid. In den kommenden acht Jahren könne die Hälfte der Menschheit von Wasserknappheit betroffen sein, sagte Thiaw. Er rief die Länder zum sofortigen Handeln auf, um "humanitäre Katastrophen" zu verhindern.

(APA/AFP/dpa)

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