Klimaerhitzung

Extreme Hitzewelle in Europa: Bis zu 43 Grad

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FRANCE-WEATHER-HEAT(c) APA/AFP (RAYMOND ROIG)
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Flächendeckend wurden in Frankreich Temperaturen von 35 bis 39 Grad erwartet. Zwei Menschen starben. Wegen der Trockenheit herrscht große Waldbrandgefahr. In Österreich ist das Hitzetelefon wieder in Betrieb.

Die schlimmste Juni-Hitzewelle seit 1950 in Spanien hat Thermometer am Samstag örtlich auf mehr als 44 Grad steigen lassen. Eine wirkliche Abkühlung gab es auch nachts nicht, in weiten Teilen des Landes sanken die Temperaturen nach dem Untergang der Sonne kaum auf 20 Grad ab. Auch in Frankreich wurden Rekord-Temperaturen erwartet. Der Wetterdienst sprach von "einer wirklichen Ausnahmesituation".

In den Städten Spaniens suchten die Menschen oft in Brunnen, Eissalons und klimatisierten Einkaufszentren nach Abkühlung, wie Medien berichteten. Die Strände an der Mittelmeer- und auch an der Atlantikküste waren teils schon am frühen Samstagvormittag voll. Der Rekord dieser Hitzeperiode wurde am Freitag im andalusischen Andújar mit 44,2 bis 44,3 Grad registriert.

Besonders heiß sollte es am Samstag nach Angaben des Wetterdienstes Aemet mit 40 bis 42 Grad vor allem in den Regionen Katalonien, Navarra und Baskenland im Nordosten und Norden des Landes sowie in Andalusien im Süden werden. Auch sonst war es alles andere als kühl: In der Hauptstadt Madrid sollte die Quecksilbersäule am Samstag auf bis zu 39 Grad klettern. Auf der Ferieninsel Mallorca wurden bis zu 37 Grad erwartet. Sogenannten tropische Nächte bringen die Spanier um den Schlaf.

25.000 Hektar durch Waldbrände zerstört

Die Hitze und die Trockenheit begünstigten den Ausbruch zahlreicher Waldbrände, die nach amtlichen Angaben in verschiedenen Teilen Spaniens in wenigen Tagen bereits gut 25.000 Hektar zerstörten. Das entspricht einer Fläche von etwa 35.000 Fußballfeldern. Am Samstag loderten die Flammen vielerorts noch unkontrolliert. Am schlimmsten war die Lage am Gebirgszug Sierra de la Culebra unweit der Grenze zu Portugal im Nordwesten Spaniens, wo schon 20.000 Hektar Wald vernichtet und 1.700 Menschen in Sicherheit gebracht wurden.

Die Hitzewelle werde ab Sonntag nach einer guten Woche deutlich abklingen, kündigte Aemet an. In Madrid etwa soll es noch rund 30 Grad geben. Auf Mallorca und in Navarra werden Einheimische und Urlauber noch mindestens bis Montag bei Temperaturen von bis zu 37 Grad weiter kräftig schwitzen.

Bis zu 43 Grad in Frankreich

Hitzeperioden nehmen in Spanien zu, sagte Aemet-Sprecher Rubén del Campo. Der absolute Rekord wurde im vorigen August in Montoro in Andalusien gemessen: 47,4 Grad. Diese Entwicklung sei auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen. Man werde sich nicht wundern dürfen, wenn irgendwann die 50-Grad-Marke erreicht werde, warnte del Campo im Interview der Zeitung "La Vanguardia".

Zum Höhepunkt der Hitzewelle in Frankreich wurden am Samstag Spitzentemperaturen von bis zu 43 Grad, flächendeckend 35 bis 39 Grad erwartet. Verbunden mit der schon länger anhaltenden großen Trockenheit herrschte große Waldbrandgefahr, immer wieder rückte die Feuerwehr zu Brandherden in der Natur aus. Im südfranzösischen Departement Tarn brachen alleine am Samstag drei Brände aus, wie die Präfektur mitteilte. Verbunden mit der schon länger anhaltenden großen Trockenheit herrschte in Frankreich große Waldbrandgefahr, immer wieder rückte die Feuerwehr zu Brandherden in der Natur aus.

Zwei Tote nach extremer Hitze

Bei extremer Hitze starben bereits am Freitag zwei Pensionisten an der Westküste am Strand von Pornichet, wie der Sender France Info berichtete. Ein 80-Jähriger hatte sich bei praller Sonne auf sein Handtuch gelegt. Als er sich nicht mehr bewegte, riefen andere Strandgäste um Hilfe. Der Mann erlitt offenbar einen Hitzschlag. Zwei Stunden später sackte ein 82-Jähriger tot im Wasser zusammen. Bei einer Wassertemperatur von 16 Grad und einer Lufttemperatur von 35 Grad wurde ein tödlicher Kälteschock vermutet.

Ab der Nacht auf Sonntag wird in Frankreich von der Atlantikküste kommend mit Unwettern gerechnet, die später weitere Landesteile erfassen. Örtlich könnten diese Unwetter von heftigen Windstößen und starken Gewittern begleitet werden. Gerechnet wird mit einem Ende der Hitzewelle, die sich lediglich in Ostfrankreich noch länger halten wird.

Rekordverdächtige Hitze und Dürre in Italien

Den Italienerinnen und Italienern macht die Hitze ebenfalls zu schaffen. Für das Wochenende wird mit Temperaturen gerechnet, die das Rekordhoch von Mai 2003 überragen könnten, warnen die Wetterexperten. Die für Mai ungewöhnliche Hitzewelle verschärft die Dürre, die Italien bereits seit Monaten heimsucht.

Hitzetelefon 050-555-555 für Österreich

In Österreich nimmt das Gesundheitsministerium wieder das Hitzetelefon in Betrieb: Unter der kostenlosen Hotline 050-555-555 geben Fachleute Ratschläge, wie man sich vor der Belastung durch die hohen Temperaturen am besten schützt. "Nur durch frühzeitige Vorsorge können Gesundheitsrisiken in den Hitzeperioden vermieden werden", sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Das Hitzetelefon sei ein Präventionsangebot mit persönlicher Information.

"Die Klimakrise wird in vielen Ländern dieser Welt auch immer mehr zur Gesundheitskrise. Immer früher verzeichnen wir Hitzewellen und Temperaturen jenseits der 30 Grad Celsius, auch in Österreich", so Rauch. "Was für die einen mit Badespaß und Eis essen verbunden ist, ist für viele Menschen - vor allem Ältere und Menschen in Großstädten - eine große gesundheitliche Bedrohung." Mit steigender Temperatur werde das Herz-Kreislaufsystem stärker beansprucht, das Gesundheitsrisiko dürfe man nicht unterschätzen.

Tausende tote Rinder in den USA

Auch Teile Nordamerikas werden gerade von einer Hitzewelle getroffen. Vor allem im Südosten der USA herrschen heiße und feuchte Bedingungen. In Kansas, wo infolge der schwülen Hitze tausende Rinder verendeten, werden bis zu 110 Grad Fahrenheit erwartet, das sind über 43 Grad Celsius.

(APA/dpa)

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