Unterwegs

Was einem auf Reisen so alles über den Weg läuft

Wenn der Sprit noch für das Motorboot auf dem Müggelsee reicht, ist die Not wohl nicht so groß.

Einer der großen Nachteile Berlins ist ja, eine berglose Stadt zu sein. Zwar gibt es den Prenzlauer Berg und Kreuzberg. Mit Höhe hat das alles aber wenig zu tun. Auf 120 Höhenmeter bringt es der Teufelsberg im Westen, er wurde aus Kriegsschutt gebaut, so wie auch ein paar Hügel in den Parks im Osten.

Berge also nicht, dafür gibt es rund um Berlin eine gute Auswahl an Seen, was im Sommer etwas Schönes ist. Weil das Land so flach ist, lassen sich Wannsee oder Müggelsee auch mit dem Rad erreichen, wozu angeraten wird. Schließlich herrscht wegen des Krieges in der Ukraine eine Energiekrise, der Wirtschaftsminister ruft zum Öl- und Gassparen auf. In Berlin kommt der Sprit aus einer Raffinerie, die nahezu all ihr Rohöl aus Russland bezieht.

Weil aber in Deutschland ein Dreigespann an politischen Anschauungen regiert, werden gleichzeitig Milliarden Euro ausgegeben, damit die Leute nicht zu viel Öl sparen. Das nennt sich Tankrabatt und war ein Projekt des Finanzministers.

Wer die gemütlichen eineinhalb Stunden aus der Berliner Innenstadt heraus radelt, sieht weitaus mehr Autos als Fahrräder. Gut, viele pendeln zur Arbeit, und die durchaus dicht getakteten Busse fahren nicht bis vor jede Haustür. Nicht alle können längere Strecken mit dem Rad zurücklegen oder wollen den Einkauf sorgsam balancieren. Spätestens am Müggelsee wird dann aber klar, dass die Not bei den Spritpreisen nicht alle so dramatisch trifft, wie es manchmal den Anschein macht. Da tuckern die Motorboote im Kreis, als gebe es keine Krise. Dank den Steuerzahlern ist der Spaß jetzt sogar noch ein paar Cent billiger.

christoph.zotter@diepresse.com

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