Salone del Mobile

Möbel in Mailand: Orange ist das neue Schwarz

Der Salone del Mobile in Mailand feierte sich selbst – und zugleich eine Branche, die sich sogar als Kulturgut versteht.

Selten so oft ein bestimmtes Wort gehört wie in der letzten Woche in Mailand: „endlich“. Um den Gesprächseinstieg musste man sich also nicht mehr kümmern, wenn man sich zufällig oder geplant begegnete, im Gewurl der Mailänder Messehallen, die – endlich – wieder Massen ohne Masken einsaugen durften. Um sie Stunden später müde aber beseelt zum Aperitivo in die Stadt zu entlassen. Und auch dort lieferten die Pandemie und die zweijährige Absenz verlässliche Stichworte. Man redete über das, was gerade in jenem Moment passierte, in dem man miteinander redete: Dass man sich tatsächlich in Mailand traf. Zwei Jahre hatte der Salone del Mobile, die größte Möbelmesse der Welt, darauf warten müssen, seinen eigenen Geburtstag, den 60., zu feiern.
Doch justament waren diesmal andere höhere Mächte im Spiel, die das Kommen, Begegnen und Wieder­gehen nicht so einfach machten für viele. Die Technik, die manche gültige Eintrittskarte ignorierte, Gewitter, die Flüge ausfallen ließen. Und ein Fluglotsenstreik, der Schlangen produzierte, die sogar länger waren als jene vor den Ständen großer Möbelmarken wie Minotti, Flexform oder Poliform.

Das untypische Datum, kurz nach Pfingsten, merkte man nicht nur den überlasteten Flughäfen an. Auch der Luft, die sich unter dem geschwungenen Glasdächern des Architekten Massimiliano Fuksas am Messegelände schnell erwärmte. Die Herzen und die Begeisterung für Möbel, sie waren vor lauter Vorfreude ohnehin längst auf Betriebstemperatur. Und die Möbelmesse war auch an jeder Ecke demonstrativ damit beschäftigt, Optimismus zu verbreiten. Die Hersteller nutzen dafür bei ihren Neuheiten vor allem einen Bedeutungsträger: die Farben. Gelb, Orange, auch Mintgrün dazwischen, als Antwort auf das, was trotz Sonnenschein ökonomisch eher unter trüberen Zeiten läuft. Gefärbt wurde nicht nur der Stahl, das Aluminium, der Kunststoff. Auch das Holz selbst. Das orange Zeitalter, die 1970er-Jahre, sie begannen schließlich auch mit einer Ölkrise. Selbst Möbelbrands, die eher unaufgeregte neutrale Farbpaletten als Eleganz verkaufen, wagten sich mitunter aus der angestammten Farbmonotonie heraus. Den Rest färbte die neue Leiterin des Salone, Maria Porro – aus der bekannten Möbelunternehmerfamilie –, als Gesamtereignis mit optimistischen Worten. Alles wird gut. Für Porro ist der Salone, wie sie selbst sagte, auch eine Art „kulturelles Ereignis“, nicht nur ein kommunikatives oder kommerzielles. Und noch dazu eines mit Katalysatorfunktion. Denn die Messe könne auch eines beschleunigen: den Prozess, der die Branche zu einem konsequent nachhaltigen Angebot führt.

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